Full text: Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen

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mit dem Beinamen Nothbart oder Barbarossa. Eben diese 
Macht reizte aber auch den Widerstand der Päpste, welche sich 
mit den nach völliger Unabhängigkeit strebenden Städten Ober¬ 
italiens gegen die Kaiser verbanden. Nach langem Widerstand 
unterlagen die Hohenstaufen, deren letzter Sprößling, Konradin, 
im I. 1268, als er sein Erbreich, Neapel und Sicilien, gegen 
den vom Papste eingesetzten König Karl von Anjou (spr. Angschuh) 
wieder erobern wollte, in Neapel auf dem Schafsot starb. 
26) Das Nitterthum hat seinen Ursprung in der ältesten 
Zeit des deutschen Volkes, indem schon damals die Fürsten sich 
mit einem zahlreichen Gefolge von Edlen zu umgeben pflegten, 
welche zu Roß kämpften und dafür von den Fürsten, wenn Er¬ 
oberungen gemacht worden waren, vorzugsweise mit Geschenken 
an Ländereien bedacht wurden. In jener Zeit war der Ritter- 
stand fast der einzige Bestandtheil des Volkes, welcher die 
Waffen führte und auf Bildung Anspruch machte (die übrigens 
damals in Bezug auf Künste und Wissenschaften fast ausschlie߬ 
lich in der Ausübung der Dichtkunst bestand, der aber gerade 
jetzt durch Geschicklichkeit in Führung der Waffen, durch Tapfer¬ 
keit und Heldenmuth, und dabei zugleich durch einen hohen edlen 
Sinn sich mehr als je auszeichnete. 
27) Die bedeutendste Unternehmung dieser Zeit sind die 
Kreuzzüge, welche den Zweck hatten, das Land, welchem die 
Fußstapfen unseres Heilandes eingeprägt waren, namentlich das 
heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Sie wurden her¬ 
vorgerufen durch die Frömmigkeit des Volkes und den Thaten¬ 
drang der Ritter, und wurden fast 200 Jahre (1096 bis 1291) 
in immer wiederholten Zügen, deren man, nur die größten 
rechnend, sieben zählt, fortgesetzt. Der erste wurde im I. 1096 
unternommen und hatte die Eroberung von Jerusalem zur Folge. 
An dem dritten nahm auch Kaiser Friedrich I. Theil, der jedoch 
unterwegs in einem Flusse in Cilicien ertrank. Auch ein an¬ 
derer hohenstausischer Kaiser, Friedrich II., führte im I 1229 
einen solchen Zug. Das Endergebniß war, daß das dort ge¬ 
gründete Königreich und nach und nach auch die einzelnen dort 
gegründeten Besitzungen wieder an die Ungläubigen verloren gingen. 
28) Nach dem Untergange der Hohenstaufen (s. § 25) 
folgte für Deutschland eine schwere, unglückliche Zeit, in der 
es keinen Kaiser gab (daher Interregnum genannt), und wo 
statt des Rechts die Gewalt (Faustrecht) herrschte (1254 bis 
1273). Endlich wurde Rudolph von Habsburg (1273—1291) 
gewählt *), welcher im I. 1290 allein in Thüringen 66 Raub- 
burgen brach und so der Unordnung ein Ende machte. Jn- 
*) S. Nr. 76 des Lesebuchs.
	        
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