Kaiserturm, der Michaelsturm uud der untere Torturm. Wir stehen
bald vor dem stattlichen Adlertor mit den Inschriften:
Zollern, Nürnberg, Brandenburg im Bund
bauten die Burg ans festem Grund.
1454.
Mich baute Preußens starke Hand,
Adlertvr bin ich genannt.
1854.
Wir steigen weiter und gelangen an ein zweites Tor, von dessen
Höhe zwei von Meisterhand gefertigte Knappen trotzig zum gegenüber
liegenden Zellerhorn, als den einzigen für die Burg gefährlichen Punkt,
hinüberblicken. Unter dem obern Burgtore, das sich durch geschmackvolle
Arbeit besonders auszeichnet, verweilt man gern eine Weile, um einen
Blick in den Hos der Burg zu werfen, der an Großartigkeit, Schönheit
und Ausstattung dem Außenbau gleichkommt. Wir bewundern das
Wehrhaus, das Schloß und die beiden Bnrgkapellen.
Aus dem geräumigen Burghofe führt eine Steintreppe zu den
Schloßgebäuden, welche sich vom Wehrhanse ab hufeisenförmig fortsetzen.
Der Grafensaal, dessen Spitzbogen-Gewölbe auf prächtigen Marmor¬
säulen ruht, schließt sich an den Markgrafenturm an. Von ihm aus
betritt man eine Reihe von Gemächern, welche zu den Wohnräumen
des Kaisers führen; an diese schließen sich die Gemächer der Kaiserin.
Die katholische Burgkapelle ist das einzige Denkmal aus der Zeit des
ersten Burgbanes. Das Merkwürdigste im Kirchlein, dessen Spitzbogen¬
fenster im Schmucke altdeutscher Glasgemälde prangen, sind die rechts
vom Altare in die Wand eingelassenen drei Steindenkmale, deren Alter
bis gegen das Jahr 1000 zurückgeht. Das mittlere stellt den Erzengel
Michael dar, wie er den Drachen tötet, und unterhalb besinden sich die
Bildnisse des Erlösers und der heiligen drei Könige. Die beiden anderen
Steine werden als die Bildnisse des Apostels Johannes und eines
andern Heiligen gedeutet. Auch eine evangelische Kapelle, im Innern
kostbar ausgestattet, ist neu erbaut worden.
Mitten im Burghofe ergrünt eine mächtige, breitästige Linde,
unter welcher König Friedrich Wilhelm IV. ani 23. August 1851 die
Erbhuldigung des hohenzollerischen Volkes entgegennahm, wozu sich Ab¬
geordnete ans allen Gemeinden des Landes eingefunden hatten, um dem
neuen Herrscher im Namen ihrer Mitbürger Treue und Gehorsam zu
geloben. Hier faßte der großherzige König den Entschluß, durch die