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bei Schafen und Ziegen, bei Hirschen, Kamelen und vielen anderen grasfressen¬
den Tieren der Fall, weshalb sie alle zusammen als Wiederkäuer bezeich¬
net werden. Wenn der Bissen nun wieder geschluckt wird, gelangt er durch eine
Rinne der Speiseröhre an der Öffnung des Pansens vorbei in den Blätter-
m a g e n, dann in den Labmagen und endlich in den sehr langen Darm.
Hier erst wird das Futter vollständig verdaut. Diese umständliche Einrichtung
ermöglicht es den Grasfressern, die nährstoffarme, aber in großen Massen auf¬
genommene Nahrung vollkommen auszunützen.
An den Füßen besitzt das Rind zwei getrennte Hufe, dazu hinten an jedem
Fuß in etwas höherer Lage zwei Afterhuse, die den Boden nicht berühren. Man
nennt nach dieser Beschaffenheit der Füße die Wiederkäuer auch Zweihufer,
die Pferde dagegen Einhufer. Die Hörner des Rindes sitzen auf zwei
Knochenzapfen an der Stirn. Sie wachsen vom unteren Ende aus wie die Hufe
oder unsere Fingernägel und bleiben während des ganzen Lebens am Kopfe.
Besonders die Stiere haben in dem gewaltigen Nacken und dem breitstirnigen
Kopf eine riesige Kraft, und in den Hörnern eine gefährliche Waffe. Ochsen
und Kühe werden daher am Kopf durch Überlegen eines Joches an den Wagen
geschirrt, während das Pferd ein Kummet erhält und den Kopf frei trägt.
Die Milch ist eine wässerige Flüssigkeit, in der zahllose winzige Fettröpfchen schwimmen.
Dadurch erscheint sie weiß und undurchsichtig. Da die Fettkügelchen etwas leichter sind,
sammeln sie sich als Rahm an der Oberfläche. Durch das Buttern werden die seinen
Häutchen der Fettröpfchen zerrissen, und das Butterfett ballt sick zu größeren Klumpen
zusammen. Der Käsestoff ist in der Milck, ausgelöst. Wenn sie sauer wird, gerinnt er
und bildet weiße Flocken (weißer Käse). Der Schweizerkäse und die ähnlichen andern
Käsesorten müssen noch gären und reifen, bevor sie ihre richtige Beschaffenheit erlangen.
Die Ziege.
bereitet wird,
der Böcke ist
Häufiger noch als die Rinder sieht
man die Ziegen oder Geißen auf
der Weide. Sie sind besonders im Ge¬
birge, so auch im Schwarzwald, wich¬
tige Haustiere. Da sie genügsamer sind
und gut springen und klettern können,
werden sie aber mehr von ärmeren Leu¬
ten im Gebirge gehalten. Am liebsten
tummeln sie sich ans felsigen, mit Ge¬
strüpp und Gras bewachsenen Weide¬
plätzen, die von den Kühen nicht
mehr abgeweidet werden können, oder
an Weg- und Ackerrainen. Sie können
aber beim freien Umherlaufen in
Gärten und Feldern durch ihre Nasch¬
haftigkeit viel Schaden tun, und auch
im Stall verderben sie durch ihre
Launen viel Futter. Die Ziegen
geben eine vortreffliche fette Milch,
aus der auch ein vorzüglicher Käse
Das Fleisch ist nur von jungen Tieren (Kitzen) schmackhaft, das
wegen des widerlichen Geruchs ungenießbar.
Ziege mit Zicklein.