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Südfrüchte. In der näheren Umgebung der Oasen, wo das befruchtende Naß nur
noch spärlich hinkommt, finden Pferde, Esel und Kamele spärliche Weide. Das
Wasser ist so kostbar, daß es für die Gärten und Felder amtlich zugemessen wird,
und die Mohammedaner zu ihren religiösen Waschungen Sand nehmen. Das
wichtigste gezähmte Tier ist das K a m e l, das nicht nur als Reit- und Lasttier
dient, sondern auch Milch und Wolle liefert. In die Wüste hinein wagen sich nur
die schnellfüßige Antilope und der flinke Strauß. Am Rand der Wüste
haust der Löwe und macht Jagd auf Antilopen. Nachts kommen Hyänen und
feige Schakale in die Nähe der menschlichen Wohnungen oder umkreisen die
Lagerfeuer der Karawanen und nähren sich von den Überbleibseln der Mahlzeiten.
Bevölkerung, Verkehr. Die Bewohner der Oasen sind die Beduinen
(Wüstensöhne). Auf dem weiten Raume leben nur etwa 2% Millionen Menschen,
die sich zum Islam bekennen. Die Beduinen tragen lange, faltenreiche Gewän¬
der (Burnus). Haupt und Mund umhüllen sie zum Schutze gegen die trockene
Wiistenluft mit einem Schal. Da die Wüste ihren kriegerischen Bewoh¬
nern nur wenig bietet, leben sie vielfach von Raub und sind wegen ihrer *
Überfälle gefürchtet. In der Wüste bringen sie sich und ihre Beute nach einem
gelungenen Raubzuge schnell in Sicherheit. Reisen durch das Sandmeer der
Wüste können bis jetzt nur mit Hilfe des Kamels („Schiss der Wüste") ausge¬
führt werden. Wassermangel, Sandstürme, Glutwinde und die Überfälle der
Beduinen bringen die Reisenden oft in Lebensgefahr. Daher vereinigen sich viele
zur gemeinsamen Reise und bilden eine Karawane, die von Brunnen zu Brunnen,
von Oase zu Oase zieht, bis sie die bewaldeten, fruchtbaren Gegenden des Sudans
erreicht. Zwischen der Mittelmeerküste und dem Süden findet ein lebhafter
Tauschhandel statt. Der begehrteste Artikel ist Salz, von dem sich in der Wüste
gewaltige Lager vorfinden. Die wichtigsten Karawanenwege führen von
Marokko nach T i m b u k t u am Niger und von Tripolis über M u r s u k
in der Oase F e s s a n und über die Oase K u s r a nach dem T s a d s e e.
Staatliches. Den westlichen Teil der Wüste beanspruchen die Franzosen, die, von
Algerien aus vordringend, am Südabhang des Atlas durch artesische Brunnen viele
Oasen künstlich geschaffen haben. Die frühere türkische Provinz Tripolis (an der
Großen Syrte, wo die Wüste hart ans Meer reicht) gehört seit 1911 den Italienern.
Ägypten steht zwar dem Namen nach unter türkischer Herrschaft, die wirklichen
Herren des Landes sind aber die Engländer.
3. Der Sudan (Togo und Kamerun).
Der Sudan. Südlich von der Sahara geht die Wüste allmählich in das
Hochland des Sudan (— Land der Schwarzen) über, das vom Atlantischen
Ozean bis nach Abessinien reicht. Der westliche oder H o ch s u d a n erhebt
sich bis zu 1000 in. Ihm entfließen Senegal und Gambia nach Westen,
während sich der Niger in einem mächtigen, bis nahe an die Wüstengrenze rei¬
chenden Bogen zum Golf von Guinea wendet, wo er ein mächtiges Delta bildet.
Links nimmt er den wasserreichen B e n u e auf. Der an die Wüste angrenzende
Teil des Hochsudans ist Steppen- und Savannen land. Hartes, büschelför¬
miges Gras schießt meterhoch empor. Da und dort ragt ein riesiger, oft 10 m im
Durchmesser haltender Asfenbrotbaum als „Einsiedler der Steppe" aus dem
Grasmeer empor. Zahllose Huftiere wie Büffel, Gazellen, Zebras, aber auch
große Raubtiere beleben die weiten Grasslüchen. Viehzüchtende Negerstämme
weiden dort ihre Kamel-, Rinder- und Pferdeherden.