Full text: Für die Oberklassen mehrklassiger Schulen (Teil 2)

97 
„O Herr, nimm hin mein schuldig Leben, 
errette nur die gute Stadt!“ 
12. Ihm ist's, als hab' es Gott bejaht, 
und kühn erwächst ihm Will und Rat. — 
Dort läuft den steilen Bergeshang 
ein hoher Tannenwald entlang. 
Ein Pfad lockt in die Waldeshalle, 
der dicht umschattet abwärts führt 
und unversehns in jähem Falle 
im tiefsten Abgrund sich verliert. 
13. Den schlägt er ein; die Hand dufs Herz, 
das feste Auge himmelwärts, 
fliegt er des Wegs zur Felsenwand 
und stürzt sich von des Abgrunds Rand. 
Noch flammt die Leuchte im Gesträuche, 
die Schweden folgen ihrem Schein, 
und drunten deckt des Normanns Leiche 
der Feinde zuckendes Gebein. 
Vhler isa, 
81. Der Läufer von Glarus. 
Einst fochten die von Uri sich 
und die von Glarus bitterlich 
um ihre Landesscheiden an. 
Da ward zuletzt der Sprüch gethan: 
„Zur Tag⸗ und Nachtgleich allerfrühst, 
sobald der Hahn den Morgen grüßt, 
soll nach der beiden Länder Enden 
jedweder einen Läufer senden, 
und wo sich dann begegnen beide⸗ 
10 da sei fortan des Landes Scheide“ 
Und als der Morgen war gekommen, 
und kaum die höchsten Alpen glommen, 
zu Uri wachte schon der Hahn 
und sang den Morgen lustig an — 
15 der Hunger hat ihn früh geweckt — 
und wie er kaum die Flügel reckt, 
bricht schon der Urner hurtig auf 
und nimmt zur Scheide seinen Lauf. 
Indes zu Glarus schläft noch fest 
20 der Hahn in seinem warmen Nest. 
Wetzel, Poetischer Anhang.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.