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Und weit von seinem Herrn halt er zu Rosse nun; 
für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruhn. 
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt, 
und: „wacker war's gemeinst," der alte Derfling brummt. 
Da Plötzlich donnert's wieder gewaltig übers Feld; 
doch nur nach einem Punkte ward das Geschütz gestellt. 
Hoch auf der Schimmel setzet; Herr Froben sinkt zu Sand, 
und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land. 
Die Ritter alle schauen ganz ernst und treu hinein. 
O Froben dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesschein! 
Der Kurfürst ruft nur leise: „Ha! war das so gemeint?" 
und dann nach Feldherrn-Weise: „Nun vorwärts in den Feind!" 
29. Tie Krönung des ersten Königs von Preußen. 
1. Die Vorbereitungen zur Krönung. 
Am 16. November des Jahres 1700 schloß der Kurfürst 
Friedrich HI. von Brandenburg mit dem Kaiser von Deutschland 
einen Vertrag, der ihm das Recht gab, statt der kurfürstlichen 
Würde die Würde eines Königs anzunehmen. Kaum war die 
Nachricht von der Einwilligung des Kaisers eingegangen, so theilte 
Friedrich den europäischen Fürsten mit, daß er sein Land zu einem 
Königreich erheben werde. Zu Königsberg sollte die Krönung statt¬ 
finden. Trotz des schlechten Wetters und der rauhen Jahreszeit 
reifete er am 17. Dezember mit seiner Gemahlin und einem gro¬ 
ßen Gefolge dahin ab. Es waren so viel Personen, daß die Reise 
in vier Abtheilungen angetreten werden mußte, und daß man auf 
den schlechten Wegen durch die Niederungen der Oder und Weichsel 
an 30,000 Vorspann-Pferde gebrauchte. Am 29. Dezember traf 
der erste Zug in Königsberg ein, und am 15. Januar 1701 wa¬ 
ren die Vorbereitungen so weit beendet, daß die Krönungsfeste 
beginnen konnten. 
An diesem Tage wurde die Erhebung des Herzogthums Preu¬ 
ßen zu einem Königreiche öffentlich in der Stadt bekannt gemacht. 
Vier Herolde verrichteten das Werk. Sie trugen blausammtne, 
mit Gold gestickte Waffenröcke, auf dem Haupte schwarzfammtne 
Hüte mit weißen Federn, in den Händen große Stäbe mit gol¬ 
denen Kronen. Ihre Pferde waren prächtig geschmückt; deren 
Decken hingen bis auf die Erde herab, waren von Silberstofs und 
mit goldenen Kronen und Adlern verziert. Eine Abtheilung Dra¬ 
goner ritt vor ihnen her, und viele hohe Beamte folgten'ihnen. 
Zwei Paukenschläger und vierund-zwanzig Trompeter des Kurfür¬ 
sten gaben die Musik zum Zuge; den Beschluß machte wieder eine 
Abtheilung Dragoner An fünf Orten der Stadt hielt dieser
	        
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