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33. Der alte Ziethen. 
1. Joachim Hans von Ziethen, Husaren-General, dem Feind die 
Stirne bieten thät er die hundert Mal. Sie haben's All' erfahren, 
wie er die Pelze wusch mit seinen Leibhusaren, der Ziethen aus dem Busch. 
2. Der Friede war geschlossen; doch Kriegeslust und Qual die 
alten Schlachtgenofsen durchlebten noch einmal. Wie Marschall Daun 
Gezaudert, und Fritz und Ziethen nie: es ward jetzt durchgeplaudert 
el Tisch in Sanssouci. 
3. Hei, wie den Feind sie bläuten bei Lowositz und Prag, bei 
Liegnitz und bei Leuthen und weiter Schlag auf Schlag! Bel Tor¬ 
gau, Tag der Ehre, ritt selbst der Fritz nach Haus: doch Ziethen sprach: 
„Ich kehre erst noch mein Schlachtfeld aus!" 
4. Sie stritten nie alleine, der Ziethen und der Fritz; der Don¬ 
ner war der Eine; der Andre war der Blitz. Es wies sich Keiner 
träge; drum schlug's auch immer ein; ob warm', ob kalte Schläge, sie 
pflegten gut zu sein. 
5. Einst möcht es ihm nicht schmecken, und sieh, der Ziethen schlief. 
Ein Höfling will ihn wecken; der König aber ries: „Laßt schlafen mir 
den Alten! Er hat in mancher Nacht für uns sich wach gehalten; der 
hat genug gewacht!" 
6. Und als die Zeit erfüllet des alten Helden war, lag einst, 
schlicht eingehüllet, Hans Ziethen, der Husar. Wie selber er genom¬ 
men die Feinde stets im Husch, so war der Tod gekommen wie Ziethen 
aus dem Busch. 
34. Daß Riesengebirge. 
1. Anblick des Gebirges. 
Ist man auf der Berlin-Breslauer Eisenbahn bis Kohlfurt 
gekommen, von wo ein Schienenweg über Görlitz nach Dresden 
führt, so erscheint das Riesengebirge als eine hellblaue, meisten- 
theils in Wolken gehüllte Masse. Naht man sich dem Gebirge, 
so verschwindet der Hauptkamm zeitweise hinter den Vorbergen, 
kommt aber bald wieder groß und mächtig hervor. Hat man end¬ 
lich den letzten Zug des Vorgebirges überschritten, so sieht man 
unter sich das weite, fruchtbare Hirschberger Thal, aus welchem 
eine blaue Gebirgswand steil sich erhebt. Bei reiner Luft und 
bei klarer Sonne erscheinen die oberen Theile dieses Kammes in 
einem verschwimmenden Rothgrau. Hellgrüne Matten ziehen sich 
an einzelnen Stellen herunter, unterbrochen von dunkelgrünen Knie- 
holzgebüschen. Sinkt die Sonne, so leuchten auf dem höchsten 
Gipfel, der Schneekoppe, die Fenster des Koppenhauses. Bei 
schönem Abendrsth erscheint die ganze riesige Masse in rosigem 
Licht, das sich bis auf die Fruchtfelder des Thales herab erstreckt. 
Je mehr aber die Sonne sinkt, desto mehr rückt das Bergglühen 
nach oben, bis zuletzt, nach Sonnenuntergang, nur noch die Gip¬ 
fel schwach roth erleuchtet sind, die ganze Wand aber finster 
herabschaut.
	        
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