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59. Sparsamkeit. 
Man vergißt im menschlichen Leben nichts so leicht als das 
Multipliziren, wenn man es auch noch so gut in der Schule ge¬ 
lernt hat; und doch lernt man in der Schule für das Leben, und 
die Weisheit besteht nicht im Wissen, sondern in der rechten An¬ 
wendung und Ausübung davon. 
Es kann Jemand einen Tag nur einen Groschen unnöthiger 
Weise ausgeben, und in einem Jahre sind es 365 Groschen, und 
in 30 Jahren 10950 Groschen; dies sind 365 Thaler weggewor¬ 
fenes Geld, und das ist doch viel. 
Ein Anderer kann einen Tag 2 Stunden unnütz und im 
Müßiggänge zubringen und meint jedes Mal, für heute lasse es 
sich verantworten. Das multiplizirt sich in einem Jahre zu 730 
Stunden, und in 30 Jahren zu 21900 Stunden; dies sind 912 
verlorne Tage des kurzen Lebens. Das ist noch mehr als 365 Tha¬ 
ler, wer's bedenkt! 
Die Erde hat 5400 deutsche Meilen im Umkreis. Das ist 
ein weiter Weg. Aber wenn man in gerader Linie fortgehen 
konnte, und es wollte Jemand jeden Tag nur eine Stunde da¬ 
von zurücklegen, so könnte er im dreißigsten Jahre wieder da¬ 
heim sein. Daraus ist zu lernen, wie weit ein Mensch in seinem 
Leben es nach und nach bringen kann, wenn er zu einem nützlichen 
Geschäft jeden Tag nur eine Stunde anwenden will, und wie viel 
weiter noch, wenn er alle Tage dazu benutzt, besser und vollkom¬ 
mener zu werden und sein eigenes Wohl und das Wohl der Sei- 
nigen zu befördern. Aber wer nie anfängt, der hört nie auf, 
und wem wenig auf einmal nicht genug ist, der erfährt nie, wie 
man nach un-d nach zu Vielem kommt. 
Spar in der Zeit, so hast du in der Noth. — Langsam 
zum Seckel und hurtig zum Hut hilft manchem jungen Blut. 
— Man muss nicht mit Sechsen fahren, wenn man nur für 
Zwei Futter hat. 
60. Zufriedenheit. 
1. Was frag' ich viel nach Geld und Gut, wenn ich zufrie¬ 
den bin! Giebt Gott mir nur gesundes Blut, so hab' ich frohen 
Sinn und sing' aus dankbarem Gemüth mein Morgen- und mein 
Abendlied. 
2. So Mancher schwimmt im Ueberfluß, hat Haus und Hof 
und Geld, und ist doch immer voll Verdruß und freut sich nicht 
der Welt. Je mehr er hat, je mehr er will; nie schweigen seine 
Klagen still.
	        
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