Full text: Württembergisches Realienbuch

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entstanden Latein- und Realschulen wie auch gewerbliche Fortbildungsschulen; 
das Volksschnlwesen wurde durch das Gesetz von 1836 in geordnete Bahnen 
geleitet. Zu den berühmten Schwaben der damaligen Zeit gehören neben 
dem Professor und Dichter Ludwig Uh land, dem begeisterten Vor¬ 
kämpfer für Freiheit und Recht, Wilhelm Hauff, Justinns Kerner, 
Eduard Mörike, Gustav Schwab und der Naturforscher Robert 
Mayer aus Heilbronn. 
Die Liebe und Verehrung, deren sich König Wilhelm bei seinem 
Volke zu erfreuen hatte, fanden bei seinem 25jährigen Regierungs¬ 
jubiläum (1841) einen begeisterten Ausdruck. Aus allen Oberämtern 
des Landes wurden Vertreter nach Stuttgart entsandt; sie alle nahmen in 
ihrer Landestracht am Huldigungszuge teil (28. September 1841). Unter 
dem Geläute aller Glocken und dem Donner der Kanonen bewegte sich der 
Festzug am neuen Schlosse vorbei, von dessen Balkon aus der König, um¬ 
geben von der ganzen königlichen Familie, die Huldigung seiner treuen 
Württemberger entgegennahm. 
Unruhige Zeiten kamen mit dem Jahre 1848 auch über Württem¬ 
berg. Die Revolution, die in Paris ausgebrochen war, erzeugte allenthalben 
im Lande eine große Aufregung und ein Gefühl der Unsicherheit und Un¬ 
behaglichkeit. Der König aber wußte durch Ruhe und Festigkeit schwererem 
Unheil vorzubeugen. Er berief ein Ministerium, welches die vom Volke ge¬ 
forderten freiheitlichen Reformen durchführte. Im Fränkischen brachen trotz¬ 
dem Unruhen aus, gegen die das Ministerium mit Entschiedenheit auftrat. 
In der Einigungsfrage Deutschlands vertrat König Wilhelm 
den Standpunkt, daß die Wahl des Deutschen Kaisers nicht der National¬ 
versammlung, sondern den Fürsten zukomme. „Die deutsche Verfassung," 
sagte er, „werde ich in meinem Lande einführen; aber dem Hause Hohen- 
zollern unterwerfe ich mich nicht." 
Nach den Stürmen der Revolutiou kamen ruhigere Zeiten, und der 
König nahm seine frühere Tätigkeit wieder auf. Im Schloßplatz, den könig¬ 
lichen Anlagen, dem Königsbau, dem Landhaus Rosenstein und der Wil- 
helma mit ihren herrlichen Gewächshäusern und Gartenanlagen schuf er 
Werke, die sich durch edle Schönheit auszeichnen. Der Lebensabend war 
für den König hereingebrochen, und während im Norden das Ringen 
um Deutschlands Einheit seinen Anfang nahm, entschlief Wilhelm am 
25. Juni 1864 auf seinem Landhanse Rosenstein. Schlicht und einfach 
wurde er seinem Wunsche entsprechend in der Morgenfrühe auf dem Württem¬ 
berg beigesetzt. Vor dem Knrsaal in Cannstatt und im Hofe der Kunst¬ 
akademie zu Stuttgart stehen seine Reiterstandbilder. Das beste und schönste 
Denkmal hat sich König Wilhelm I. selbst gesetzt in seinem Testament durch
	        
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