Full text: Württembergisches Realienbuch

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mag ich rühmen: ich kann im Schoße eines jeglichen meiner Untertanen 
mitten im Feld oder Wald gar allein kühnlich und sicher schlafen." „Graf 
im Bart, Ihr seid der reichste!" riefen ihm dann alle Fürsten zu (Gedicht: 
Preisend mit viel schönen Reden). 
4. Zustände im Land. Eberhard war auch als Herzog unermüdlich 
tätig, die Zustünde im Innern seines Landes zu verbessern. Er ließ neue 
Straßen bauen und förderte die Landwirtschaft, indem er für Ausbreitung 
und Verbesserung der Viehzucht und Geflügelzucht sorgte. Die Gewerbe 
nahmen einen neuen Aufschwung, Jahr- und Wochenmärkte wurden abge¬ 
halten. Wohlhabenheit und Reichtum nahmen zu im Lande. Die Reichen 
trugen vornehme Kleider, an gutem Essen und Trinken war kein Mangel; 
überall herrschte Zufriedenheit und Lebensfreude. In den Klöstern mußte 
Zucht und Ordnung gehalten werden. Schulen gab es damals noch wenig; 
in Stuttgart konnten nicht einmal alle Richter lesen und schreiben. 
5. Eberhards Tod. Nicht lange durfte sich Eberhard seiner neuen 
Würde erfreuen. Als er sein Ende herannahen fühlte, berief er seine Räte 
nach Tübingen, erinnerte sie an ihre Pflichten und verlangte, die Pfarrer 
möchten in den Kirchen verkünden, daß er jeden um Verzeihung bitte, dem 
er Übels zugefügt habe. Dann tröstete er seine Gemahlin und wollte nun 
nichts mehr von irdischen Dingen hören. Sein Leichnam wurde seinem 
Wunsche gemäß auf dem Einsiedel beigesetzt; 40 Jahre später wurden seine 
Gebeine in die Gruft nach Tübingen gebracht. 
Über seine Person schreibt ein Zeitgenosse: „Er war klein von Person, 
aber großmächtig von Herzen." Als Kaiser Maximilian einige Jahre nach 
dem Tode Eberhards dessen Grab besuchte, sagte er: „Hier liegt ein Fürst, 
dem ich im ganzen Reiche keinen zu vergleichen weiß, weise und tugendhaft; 
sein Rat hat mir oft genützt." Von seinen Untertanen wurde Eberhard so 
verehrt und geliebt, daß sie von ihm rühmten: „Wenn unser Herrgott 
nicht Gott wäre, dann sollte unser Herzog Gott sein." 
5. Herzog Ulrich (1498-1550). 
1. Ulrichs erste Rcgierungszeit bis 1519. Ulrich hatte eine freud¬ 
lose Jugend; seine Mutter starb frühe, und sein geisteskranker Vater war 
nicht imstande, den wilden, trotzigen Sinn des Knaben zu lenken und ihm 
eine geordnete Erziehung angedeihen zu lassen. Frühe zeigte sich der Eigensinn 
und der Eigenwille Ulrichs. Er beschäftigte sich am liebsten mit Hunden, mit 
der Jagd und ähnlichen Dingen, hatte jedoch eine Freude an Musik und Gesang. 
Mit 16 Jahren wurde Ulrich selbständiger Landesherr, und seine Regierung 
nahm mit der Erwerbung von Maulbronn, Besigheim, Weinsberg, Neuen¬ 
stadt und Löwenstein einen guten Anfang. Überall erregte die stattliche Er¬
	        
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