Full text: Württembergisches Realienbuch

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Österreich 250000 Gulden bezahlte. Nun war der Herzog sein eigener 
Herr. Seinen Regierungsgeschästen widmete sich Herzog Christoph mit 
solchem Eifer, daß seine Räte behaupteten, „an dem, was der Herzog allein 
und eigenhändig gearbeitet habe, hätten zwei oder drei andere sinnreiche 
Männer genug zu tun gehabt." 
Zuerst suchte der Herzog den Staatshaushalt zu regeln und der Schulden¬ 
wirtschaft ein Ende zu machen. Er fand bei den Landständen ein bereit¬ 
williges Entgegenkommen. Eine weitere wichtige Arbeit des Herzogs war 
die Aufstellung eines allgemeinen Land rechts. Bis dahin hatte jede 
Stadt, ja selbst manches Dorf ein besonderes Recht. Nun sollte im 
ganzen Lande dasselbe Recht herrschen, daß nicht an einem Orte etwas 
bestraft wurde, was an einem andern erlaubt war. Dabei sah der Her¬ 
zog besonders auch darauf, daß das Gesetz in einem guten Deutsch verfaßt 
wurde, und seine Räte mußten so lange ändern, bis er auf den Rand 
eines Schriftstücks schrieb: „Nun ist es deutsch genug!" Ebenso wichtig 
war die Einführung gleicher Münzen, Maße und Gewichte sowie 
die Regelung des Zollwesens und des Zehnten. Eine große Freude 
hatte Herzog Christoph am Bauen. In Göppingen, Schorndorf, Kirch- 
heim, Neuenstadt a. d. Linde und andern Städten entstanden herzogliche 
Schlösser. Die alten Festungen Hohenneufsen, Hohentwiel und Urach 
ließ er in einen bessern Stand setzen; auch baute er das jetzige alte 
Schloß in Stuttgart. Von seinen Untertanen verlangte er in einer be¬ 
sonderen Bauordnung, daß sie ihre Wohnungen sauber und anständig 
herstellen sollten. 
Den größten Ruhn: erwarb sich Herzog Christoph durch seine Für¬ 
sorge für Kirche und Schule. Er vollendete das unter seinem Vater 
begonnene Werk der Reformation und erwählte zu dessen Ausführung 
Johannes Brenz, der zu Weil der Stadt geboren war und später als 
evangelischer Prediger in der schwäbischen Reichsstadt Hall gewirkt hatte. 
Christoph berief ihn nach Stuttgart, ernannte ihn zu seinem Rat und machte 
ihn zum ersten Geistlichen der Stiftskirche. In Wort und Schrift, auf 
der Kanzel und in seinem Katechismus verkündigte Brenz dem Volk die 
Lehre des Evangeliums. Damit auch andere davon zeugen konnten, sorgte, 
der Herzog dafür, daß tüchtige Geistliche herangebildet wurden. Deshalb 
ließ er in früheren Klöstern, wie Maulbronn, Blaubeuren, Urach u. a., 
Schulen einrichten, in welchen sich junge Leute aus den geistlichen Beruf 
vorbereiteten. Weil Christoph den Wert einer guten Jugendbildung sehr 
wohl zu schätzen wußte, ordnete er an, daß au allen Orten Volksschulen 
und in den Städten auch Lateinschulen zur Unterweisung der Jugend er¬ 
richtet werden sollten. Alle Bestimmungen und Gesetze, die sich auf Kirche
	        
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