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durch seine Gewandtheit so weit, daß die Plünderung durch die Bezahlung
einer Geldsumme abgewendet wurde.
Der schlimmste von allen französischen Heerführern war der „Mord¬
brenner" Melae, dessen Name zum Schrecken aller damaligen Württem-
berger geworden ist. Die Städte Eßlingen und Schorndorf wissen da¬
von zu erzählen. Der General Melae, heftig, unmenschlich und jähzornig,
führte die ihm aufgetragenen Raubzüge mit „barbarischer Freude" aus.
Melae erschien mit Reitern und Fußgängern vor Schorndorf und
forderte die Stadt zur Übergabe auf. Schon waren die Ratsherren be¬
reit, den Franzosen die Tore zu öffnen. Da eilten die Bürgersfrauen,
mit Ofengabeln, Mistgabeln, Dreschflegeln und Senfen bewaffnet, unter der
Führung einer Frau Künkelin herbei und drohten den Männern mit
dem Tod, wenn sie die Stadt den Feinden anslieferten. Der Mut der
Frauen teilte sich nun auch den Männern mit, und diese hielten jetzt wacker
stand. Melae mußte abziehen, verwüstete aber aus Wut die Umgegend.
Auch eine vornehme Frau trat den übermütigen Franzosen kühn entgegen
und wandte manches Unheil vom Lande, namentlich von Stuttgart ab: die
Herzogin Magdalene Sibylle, eine treffliche Frau, die für ihren minder¬
jährigen Sohn Eberhard Ludwig die Herrschaft führte. Als die Franzosen
durch Raub und Plünderung dem Volk beinahe zwei Millionen Mark ab¬
genommen hatten, wurden sie von den Württembergern zum Lande hinaus¬
gejagt. — Da der französische König im eigenen Lande die evangelische
Lehre unterdrückte, so verließen 3000 Waldenser ihre heimatlichen Alpen¬
täler und flüchteten sich nach Württemberg. In der verwüsteten Manl-
bronner Gegend wies ihnen Herzog Eberhard Ludwig Wohnplätze an (1699).
Die Waldenser führten in Württemberg den Kartoffelban ein. (Hundert
Jahre vor der Einwanderung der Waldenser hatten Österreicher, die um
ihres Glaubens willen vertrieben worden waren, auf den Höhen des Schwarz¬
waldes Frendenstadt gegründet.)
9. Aus der Zeit von Herzog Kar! (1737—1793).
1. Karls erste Regierungszeit. Karl Eugen übernahm in seinem
16. Lebensjahr die Regierung. Er versprach, „als ein rechtschaffener, wahrer
Vater des Vaterlandes treuherzig zu handeln und nach den Rechten und
Ordnungen des Landes zu herrschen". Zuerst ging alles vortrefflich; im
Lande herrschten Ruhe und Frieden, und tüchtige Männer leiteten die
Geschäfte der Regierung.
Bald trat jedoch eine schlimme Wendung ein. Herzog Karl entließ
die alten, treuerprobten Räte und regierte von jetzt ab mit der größten
Willkür. Oberst Rieger mußte ihm ein Heer schaffen, das mit den
Realienbuch, große Ausgabe. Z