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eingedrungen und hatten Konstantiuopel erobert (1453). Tapfer fechtend
starb der letzte oströmische Kaiser bei der Verteidigung seiner Hauptstadt den
Heldentod; von den Türmen der ehrwürdigen Sophienkirche zu Konstantinopel
verschwand das Kreuz und machte dem Halbmond Platz.
6. Karl der Große (708—814).
1. Das Fraukeureich bis zu Karl dem Großen. Unter den Nachfolgern
Chlodwigs kamen Macht und Gewalt im Reich in die Hände der höchsten
Beamten des Palastes, die man Hausmeier nannte. Den Königen war
nichts übriggeblieben als der Königstitel. Das Amt eines Hausmeiers be¬
kleidete auch Karl Martell, der im Jahr 732 die ans Spanien eingedrungenen
mohammedanischen Araber in einer gewaltigen Schlacht aufs Haupt schlug
und nach Spanien zurückwarf. Durch diesen Sieg rettete er Christentum
und Germanentum. Sein Sohn Pippin der Kleine ließ sich die Ausbreitung
des Evangeliums sowie die Verbesserung der Kirche angelegen sein und för¬
derte mit Eifer das Bekehrungswerk des Bonifatins. Als Pippin den
letzten König aus Chlodwigs Stamm ins Kloster stecken ließ und selbst den
Königsthron bestieg, geschah dies im Einverständnis mit dem Papst, „damit
die Ordnung im Reiche nicht gestört werde." Aus Dankbarkeit schenkte der
neue König dem Papst Land in Italien und legte damit den Grund zur
weltlichen Herrschaft des Papsttums.
2. Karls des Großen Persönlichkeit. Pippins Sohn, Karl der Große,
war eine mächtige Erscheinung. Er maß „sieben seiner Fußlängen". Die
Kraft des Körpers wußte er durch Jagen und Schwimmen zu stählen und
durch Mäßigkeit bis ins Alter gesund zu erhalten. Karl der Große war
ein Kriegsfürst wie wenige. Mit eiserner Faust zügelte er die Ungehor¬
samen und Widerstrebenden. Er war mild und versöhnlich gegen Reuige,
freundlich im Umgang, gerecht gegen Schwache und Unterdrückte, treu gegen
Freunde, fromm und gottesfürchtig und ein aufrichtiger Freund der Kirche.
Sein unbeugsamer Wille ruhte nicht, bis er alle deutschen Stämme unter
seiner Herrschaft geeinigt und unter ihnen das Christentum eingeführt hatte.
3. Kriege mit den Sachsen. An der Nordostgrenze des Franken¬
reiches, zwischen Rhein und Elbe, wohnten die Sachsen. Sie waren einer
der tüchtigsten Germanenstämme, tapfer und freiheitliebend, zäh an ihren
Göttern und an ihren alten Sitten hangend. Die Sachsen teilten sich in
eine Anzahl kleinerer Stämme und Gaue, die alle einig waren in ihrem
Christen- und Frankenhaß. Die Grenze zwischen den Sachsen und den
Franken zog sich meist in der Ebene hin und war nicht genau festgesetzt.
Raub, Mord und Brandstiftung wollten auf beiden Seiten kein Ende nehmen.
In dreißigjährigem, blutigem Ringen besiegte Karl die trotzigen