Full text: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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standen in solchem Ansehen, daß häufig Kriege um sie geführt 
wurden. Am ergiebigsten jedoch waren die Wälder. Sie bargen 
in ihrem Dickicht eine Menge großer Tiere, die nun schon lange 
entweder ausgerottet oder tiefer nach Norden gezogen sind, als: 
Bären, Auerochsen, Elentiere, Renntiere, auch Raubvögel ohne 
Zahl. An ihnen konnte der rüstige Deutsche in Zeiten des 
Friedens Mut und Kampflust stillen; sie gaben Nahrung und 
Kleidung zugleich. Unter den Vögeln des Waldes war der Edel¬ 
falke häufig, der, zur Jagd abgerichtet, noch in späterer Zeit dem 
Ritter ein sehr gesuchtes Vergnügen verschaffte. Weiter. 
17. Deutschland. 
Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die 
Sonne begrüßt auf ihrem ewigen Lauf. 
Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengen¬ 
den Luft des Südens wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, 
in der größten Abwechslung, der reichsten Mannigfaltigkeit, 
köstlich für den Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüt, 
bringt Deutschland alles hervor, was der Mensch bedarf zur Er¬ 
haltung und Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, 
zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem 
Anbau. Hier scheint sich die Kraft gesammelt zu haben, die 
anderwärts versagt ward. Unterhalb der bleibenden Schneeflächen 
der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der 
Wärme doppelt belebt, die an jenen wirkungslos vorüberging. 
An der kahlen Felswand zieht sich ein üppiges Tal hin. Neben 
Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und Brombeerstaude 
belebt und menschlichem Fleiße nichts gewährend als die magere 
Frucht des Buchweizens und des Habers, erfreuen das Auge des 
Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saat¬ 
feldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. 
Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher 
Art, vom sauren Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsiche. Hoch 
aus den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen 
die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt 
über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein 
erzeugen, die Freude der Menschen in der Ferne wie in der 
Nähe, gesucht und gewünscht von Hohen wie von Geringen. 
Kein reißendes Tier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, 
kein häßliches Ungeziefer quält. Aber Überfluß gewährt das 
Land an nützlichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des
	        
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