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13. Das Vaterhaus.
Wo’s Dörflein dort zu Ende geht, wo’s Mühlenrad am
Bach sich dreht, da steht im duft’gen Blütenstrauß ein Hütt-
lein klein, mein Vaterhaus.
Da schlagen mir zwei Herzen drin voll Liebe und voll
treuem Sinn; mein Vater und die Mutter mein, das sind die
Herzen fromm und rein.
Darin noch meine Wiege steht, darin lernt’ ich mein
erst’ Gebet; darin fand Spiel und Lust stets Raum, darin
träumt’ ich den ersten Traum.
Drum tausch’ ich für das schönste Schloß, wär’s felsen¬
fest und riesengroß, mein liebes Hüttlein doch nicht aus;
denn ’s gibt ja nur ein Vaterhaus. wiedemann.
¿¿^4. Des Frühlings Konzert.
Kaum daß der Winter uns verlassen, und daß der Frühling
eingekehrt, so tönt auch schon auf allen Gassen ein wunderherr¬
liches Konzert.
Denn schmetternd ruft die kleine Lerche die Schläfer alle
aus der Ruh’; es klappern ernst die Herren Störche langschnabelig
den Takt dazu.
Der Schwätzer schimpft in seinem Rohre, die Spatzen
zwitschern überall, die Tauben girren auf dem Tore; wie flötet
'üß die Nachtigall!
Und wie die kleinen Bienen summen um jede Blüt’ ohn'
Unterlaß! Und wie die muntern Käfer brummen, als sängen sie
den tiefen Baß!
Der Kuckuck stimmt die Instrumente, die Frösche quaken in
dem Sumpf; dort schnattert eine kleine Ente am Teiche auf dem
Weidenstumpf.
Der Fink in seiner roten Weste, der Stieglitz in dem
bunten Kleid, sie lärmen beide auf das beste, als wären sie gar
nicht gescheit.
Das klingt von unten und von oben gar fröhlich in die
Welt hinein! Das ist ein Singen, Jauchzen, Toben, ein Krächzen,
Schnarchen, Lärmen, Schrei’n!
. _ Doch wie sie auch verschieden scheinen, die Klänge alle, spät
und früh, sie müssen dennoch sich vereinen zu einer einz'gen Melodie.
Die klingt heraus aus dem Getümmel, sie klingt in Tälern
und auf Höh’n: „Ach, gut ist unser Gott im Himmel und
seine Welt ist wunderschön!" W. Köhl«.
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