Full text: Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule

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32. (20.) Höhe und Oestalt des Hodens. 
So viel von der Erde, soweit es darauf ankommt, die bekanntesten 
u. wichtigsten Gegenstände auf derselben aufzusuchen. Jetzt lass uns 
noch Einiges über die natürliche Beschaffenheit der Erde im Allgemeinen 
erwähnen! Vor allem verdient die Beschaffenheit des Festlandes unsere 
Aufmerksamkeit. Schon wenn du dich in deiner Heimath umsiehst, 
erkennst du, dass der Erdboden nicht immer eben fortläuft, sondern dass 
auf demselben Erhöhungen u. Vertiefungen mit einander abwechseln. 
Auch hast du schon von hohen Bergen gehört u. wohl selbst die Frage 
aufgeworfen, wornach die Höhe der Berge bestimmt werde. Es reicht 
nämlich dabei nicht aus, den Berg selbst von seinem Fusse bis zu seiner 
Spitze zu messen; denn dann würde man nur erfahren, wie hoch die 
Spitze des Berges sich über die Fläche erhebe, auf welcher derselbe steht, 
nicht aber, wie weit er über die Erdoberfläche überhaupt emporrage. 
Denn die Flächen selbst, auf denen der Fuss der Berge ruht, sind von 
verschiedener Höhe. Man würde also, um die eigentliche Höhe eines 
Berges zu erforschen, eine Ebene aufsuchen müssen, welche ohne Er¬ 
höhungen u. Vertiefungen überall gleichmässig ausgedehnt ist. Eine 
solche Fläche bietet uns aber nur der Spiegel des Erdmeeres dar-, daher 
kann die eigentliche Höhe eines jeden Punktes auf dem Festlande nur 
nach seiner Erhebung über den Meeresspiegel bestimmt werden. Dies 
geschieht von den Gelehrten entweder durch wirkliche Messung, oder ver¬ 
mittelst der Berechnung nach dem Drucke der Luft mit Hilfe des Baro¬ 
meters. Hie und da gibt es Gegenden auf dem Festlande, welche tiefer 
als der Meeresspiegel liegen, z. B. in Holland, am todten Meere in Pa¬ 
lästina, am caspischen See. Allein woran erkennt man denn überhaupt, 
dass die eine Gegend höher liege, als die andere, und dass die Meeres¬ 
fläche wirklich die niedrigste Lago habe? Man darf hierbei nur den 
Lauf der Gewässer des Festlandes beobachten. So lange das Wasser 
noch fortläuft, ist auch der Boden, über den es geht, nach abwärts ge¬ 
neigt; es steht nicht eher still, als bis es eine ganz wagerechte Stellung 
einnehmen kann. Daher find die Stellen, nach denen das Wasser hin¬ 
läuft, allemal die niedrigeren. Nun nehmen aber alle grösseren Flüsse 
in das Meer ihren Lauf u. ergiol'sen sich oder münden in dasselbe. Dar¬ 
aus folgt, dass das Meer tiefer liegt, als das Festland. Die Senkung des 
Bodens nach dem Wasser zu nennt man seine Abdachung. 
Der Boden des Festlandes hat eine sehr verschiedene Gestalt. Be¬ 
deutende einzelne Erhöhungen desselben heissen Berge. Man unter¬ 
scheidet an denselben den obersten Theil, die Spitze oder den Gipfel; 
den unteren Theil, den Fuss, u. den mittleren Theil, den Abhang oder 
die Lehne. Wenn Berge so aneinander gereiht sind, dass sie ein für 
sich bestehendes Ganze ausmachen: lo bilden sie ein Gebirge. Thäler 
sind die Vertiefungen zwischen den Abhängen der Borge; durch sie
	        
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