Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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auch kein Schießpulver zu nennen. Als solches findet es sich um 
die Mitte des 14. Jahrhunderts, und schreibt man die Erfindung 
desselben einem deutschen Klosterbruder, Berthold Schwarz, zu 
Freiburg in Baden, zu. Dieser pflegte in seinen Mußestunden ver¬ 
schiedene Versuche in der Naturforschung zu machen. Einmal stampfte er 
Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem Mörser und legte einen 
Stein auf denselben, der die Öffnung des Mörsers nicht ganz verschloß. 
Als er zu irgend einem Zwecke Licht anschlug, fiel ein Funke in das 
Gemenge des Mörsers; in diesem Augenblicke entzündete sich auch das¬ 
selbe und trieb den Stein mit einem gewaltigen Knalle hoch in die 
Höhe. Berthold wiederholte nun die Versuche mit mehr Genauigkeit, 
aber auch mit mehr Vorsicht, und da er immer größere Wirkungen 
hervorbrachte, machte er die Entdeckung, von der er sich im Kriege 
bedeutende Erfolge versprach, einflußreichen Männern bekannt. Nun 
wurde gar bald Belagerungsgeschütz, dann wurden Kanonen 
zum Feldgebrauche, endlich auch Flintenläufe gegossen und Mus¬ 
keten verfertigt. Die letzteren waren allerdings anfangs sehr schwer¬ 
fällig, und es bedurfte umständlicher Vorrichtungen, ehe eine solche 
Hakenbüchse, wie man sie auch nannte, losgeschoffen und wieder 
geladen werden konnte; indeß war der Weg doch gewiesen, um diese 
Mordgewehre zu vervollkommnen. Daß dadurch die ganze Kriegs¬ 
führung allmählich umgewandelt werden mußte, ist leicht ersichtlich. 
Auch die Buchdruckerkunft ist eine Erfindung der Deutschen und 
geschah ums Jahr 1440. Bis dahin gab es nur Bücher, welche in 
den Klöstern von einzelnen Mönchen auf Pergament abgeschrieben und 
oft mit zierlichen Anfangsbuchstaben und Bildern verziert wurden. 
Bis aber ein solches Buch fertig war, vergingen oft viele Jahre; 
daher war es kein Wunder, daß die Bücher sehr selten waren und 
viel Geld, oft mehrere hundert Thaler kosteten. Auch waren wohl so¬ 
genannte Blockbücher gedruckt worden, das heißt vermittelst Holz- 
tafeln; auf diesen wurden die Buchstaben und Bilder erhaben ge¬ 
schnitten und geschwärzt, wodurch es möglich war, die ganze Seite auf 
einmal abzudrucken und nun den Abdruck so oft zu wiederholen, als 
Bücher desselben Inhaltes geliefert werden sollten. Da nun in Holland 
die ersten gedruckten Bücher solcher Art entstanden, schreiben sich die 
Holländer die Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst zu. Sie haben 
aber Unrecht; denn jene immer noch sehr langweilige und kostspielige 
Druckkunst ist von der eigentlichen, jetzt eingeführten, gar sehr verschieden. 
Die gegenwärtige, Art des Buchdrucks aber hat unbestreitbar ein 
Deutscher, Johann Guttenberg in Mainz, wo ihm auch ein Denk¬ 
mal errichtet ist, erfunden. Er schnitt jeden Buchstaben einzeln auf 
harten buchenen Stäben aus; diese Stäbe mit den verschiedenen Lettern 
setzte er zu Wörtern und ganzen Sätzen zusammen, so viele er deren 
auf einer Seite brauchte, und nun druckte er das Ganze ab. Nach 
Bedürfniß konnte er dann die Buchstaben dieser Seite wieder aus 
einander nehmen und bei der folgenden Seite, die einen ganz ver-
	        
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