320
Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen
die Kälte.
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken
könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch¬
land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen,
Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis-
brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel und
Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge¬
genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen¬
bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt.
Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das
Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar
bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß
und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter
den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver¬
breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst
in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle
Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume.
Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie
kaffen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund
hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin¬
zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze
Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte
sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, über sie geben ein
besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie
der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt
aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch
selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember
und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit
Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine
Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Öl bekomme.
Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu¬
bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die
Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal
der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die
Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem
warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar
giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten
Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der
Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen
zerstampft. Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern
mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den
Magazinen gelaffen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die