Metadata: Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen

348 Zehnter Abschnitt. Die wichtigsten Ereignisse rc. von 1815—1871. 
unglücklichen Krieges 1806/7, dann die Bezahlung der fast unerschwinglichen 
Kriegskosten, die Napoleon dem Lande auferlegt hatte, dazu die Aussaugung 
der Provinzen durch die französischen Truppen! Dann folgte der Riesenkampf 
der Jahre 1813 —15, an welchen der kleine preußische Staat seinen letzten 
Groschen, fein letztes Blut gefetzt hatte. 
Nun galt es, das Zerstörte wieder zu bauen, das Verlorene wieder zu 
ersetzen, die gewaltige Schuldenlast, welche auf dem Lande lastete, zu tilgen, 
und die leeren Staatskassen wieder zu füllen. Dieses zu erreichen, halfen be¬ 
sonders zwei Tugenden, die der König selbst im hohen Grade befaß und auch 
allen feinen Beamten einschärfte: Ordnung und Sparsamkeit. Der König war 
selbst ein sparsamer Herr und ein guter Wirt. Er lies; viele von den 
gütern verkaufen unb das Geld zum Besten des Landes und zur Tilgung 
der StaatssHuMn verwenden. 
Eine rührige Thätigkeit entfaltete sich im Lande, und rasch hoben sich 
Ackerbau, Gewerbsleiß und Handel. Überall baute man neue Chausseen, die 
den Verkehr erleichterten, und das Postwegen wurde verbessert. Bald brachte 
die Dampfkraft neuen ungeahnten Aufschwung in den Verkehr der Menschen. 
1825 fuhr das erste Dampffchiff auf dem Rheine, und 1835 wurde die erste 
Eisenbahn in Deutschland, zwischen den Städten Fürth und Nürnberg angelegt. 
Anfänglich aber wurde die Strecke zuerst mit Pferden befahren. Die erste 
größere Eisenbahn, auf welcher man den Dampf als bewegende Kraft ge¬ 
brauchte, war die zwischen Leipzig und Dresden 1837. Ein Jahr später 
wurden auch die beiden preußischen Residenzen Berlin und Potsdam durch 
eine Eisenbahn verbunden. Zu gleicher Zeit fing man an, eine zweite hoch¬ 
wichtige Erfindung in Deutschland zu verwerten; man führte den elektrischen 
Telegraphen ein, welcher den schnellen Austausch der Gedanken vermittelte. 
Zahlreiche Fabriken entstanden im Lande und gaben Taufenden von fleißigen 
Händen lohnende Beschäftigung. 
e) Der Zollverein — der deutsche Bund. 
Ein großes Hindernis für den Fortschritt von Handel und Gewerbe im 
deutschen Vaterlande lag zu jener Zeit in der Zerrissenheit Deutschlands, in 
dem Mangel eines einigen, starken Vaterlandes. Der deutsche Bund, zu wel¬ 
chem die deutschen Fürsten sich 1815 bereinigt hatten, zählte mit Einschluß 
der freien Städte 39 Staaten. Jeder derselben schloß sich von dem andern 
möglichst ab, und der Bundestag in Frankfurt a. M., der aus den Vertretern 
dieser Staaten bestand, hemmte mehr die Freiheit und Einigkeit der Deutschen, 
als er sie förderte. 
Wer damals eine Reife durch das deutsche Bundesgebiet machte, mußte 
an der Grenze eines jeden Ländchens anhalten und fein Gepäck vorzeigen, ob 
er Sachen mit sich führte, die zu versteuern wären, gerade so, als wenn wir 
heute nach Rußland, Frankreich oder nach einem andern fremden Lande reifen. 
Heute finden wir in allen deutschen Staaten dieselbe Münze, dasselbe Gewicht, 
dasselbe Maß. Damals hatte jedes kleine Ländchen seine eigenen Münzen, 
fein eigenes Maß und Gewicht, und es gehörte eine ordentliche Wissenschaft 
dazu, sich in dem Wirrwarr zurecht zu finden. Um solche Erschwerungen und 
Belästigungen des Handels und Verkehrs in Deutschland zu beseitigen, schloß
	        
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