Z. ilari der Große.
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Für Ackerbau. Gewerbe und Handel that er. im Verhältnis seiner Zeit,
sehr viel. Er ließ den Kalender verbessern und erteilte die genauesten Vorschriften
für alle Stände. So wenig die Deutschen damals zum Handel geneigt waren,
so machte doch Karl einen Anfang. Er munterte die Kaufleute auf und gab
ihnen bedeutende Vorrechte. Die Inden, die nach der Zerstörung von Jerusalem
durch die Römer als Sklaven fortgeschleppt und in alle Länder zerstreut worden
waren, beschäftigten sich, seit sie mit den Römern unter die Herrschaft der
Deutschen gekommen waren, ausschließlich mit dem Handel. Karl achtete ihren
Eifer und ihr Geschick für diesen Erwerbszweig und gab ihnen trotz der Vor¬
urteile der Christen so viele Rechte, als die Menschlichkeit gebot und der Vorteil
des Staates verlangte. Straßen wurden angelegt, durch strenge Gesetze die
Reisen der Kaufleute gesichert. Mit den slavischen Handelsstätten an der Ostsee,
mit den Griechen ward Verbindung angeknüpft. Jene lieferten'Sklaven und
Pelze, diese Edelsteine. Zeuge. Früchte. Im Innern des Reichs wurden neue
Marktplätze errichtet und fremde Handelsleute dabei zugelassen, so zu Bardewyk.
Magdeburg, Erfurt, Forchheim. Regensburg, Lorch.
Für Ackerbau und Handwerke war Karl ebenso besorgt, als er sich darauf
verstand. Seine Pfalzen oder kaiserlichen Aufenthaltsörter, vorzüglich Aachen,
Heristal. Nimwegen, Andernach. Ingelheim. Worms. Paderborn. Salzburg re.
wo er Gärten. Äcker. Weinberge. Wiesen und Wälder durch eigene Knechte
verwalten ließ, dienten dem ganzen Reiche als Muster guter Haus- und
Feldwirtschaft. Hier ließ er anwenden, was er von Römern und Slaven,
die im Anbau des Bodens den kriegerischen Deutschen überlegen waren, erlernt
hatte. Hier ließ er fremde Früchte pflanzen, fremde Tiere ausziehen und jeden
Versuch anstellen. der dem Anbau des ganzen Landes Vorteil gewähren konnte.
Er gab den Bewohnern seiner Pfalzen ein eigenes, sehr ausführliches Gesetz,
das eine vollkommene Anweisung zur Landwirtschaft enthielt und dem übrigen
Volke als Lehrbuch diente.
Die Handwerke wurden damals noch von Weibern und Knechten besorgt.
Karls eigene Töchter mußten weben und sticken und das Hauswesen besorgen,
wie die Töchter eines wohlhabenden Bauers, und allen Weibern des Landes
zum Muster dienen. Jenes Gesetzbuch enthielt auch die Vorschriften für die
Handwerker, und man ersieht daraus, wie eifrig Karl bemüht war. was die Römer
darin mehr geleistet, den Deutschen zu eigen zu machen. Die vielen Arten von
Gewerken, vom Goldarbeiter bis zum Schuster, zeigen, wie viel damals schon
für die Bequemlichkeit und Schönheit des Hauswesens gethan wurde. Schön
gewirkte und gestickte Gewänder, bunte Röcke und Fahnen. Schildereien,
geschnitztes Tafelwerk, zierliche Möbel, goldene und silberne, mit Bildwerk
ausgelegte Gefäße, prächtige Waffen und Rüstungen. Glasfenster, musikalische
Instrumente machten das häusliche, gesellige Leben schon behaglich und prächtig.
Die Baukunst war freilich noch am meisten vernachlässigt, da sich die Deutschen
noch immer nicht an Städte, nicht einmal an Burgen gewöhnen wollten. Nur
der Kaiser selbst baute zu Aachen Paläste, die so etwas Seltnes im Norden
waren, daß man sie mit den päpstlichen verglich und Aachen schon das kleine
Rom nannte. Auch zu Ingelheim am Rhein baute sich Karl einen heitern
Palast, von dessen schlanken Säulen einige noch an dem alten Brunnen im
Hofe des Heidelberger Schlosses erhalten sind. — Karl soll unter anderen
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