Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

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8. Heinrich I., der Städtegründer. 
6- Doch ist der letzte Punkt gemacht, 7. Denn jnnggewohnt ist altgethan, 
so legt abseits die Schriften das Bäumchen muß man biegen; 
und springt hinaus in Mur und Wald, der alte Baum, der harte Stamm, 
die Brust euch auszulüften, der mag sich nimmer schmiegen, 
und streckt die Glieder, schwimmt und ringt, Das lernt vom alten Kaiser Kart: 
wie Junker Karl gethan, das Schreiben ward ihm schwer, 
das steht der deutschen Jugend wohl denn was das Hänschen nicht gelernt, 
und schützt den deutschen Mann. das lernt der Hans nicht mehr. 
G-rok. 
8. Heinrich I., der Städtegründer. 
nachdem schon im Jahre 843 das ungeheure Reich Karls des Großen in 
eine westliche und eine östliche Hälfte geteilt und damit das heutige 
Frankreich für immer von Deutschland getrennt war, erlosch im Jahre 911 
die deutsche Linie der Karolinger. Man wählte daher den Herzog Konrad 
von Franken zum Kaiser, aber dieser vermochte sich gegenüber den Großen 
seines Reiches nicht das rechte Ansehen zu verschaffen; er starb schon 918 
ohne Kinder. Aber auf seinem Sterbebette trug er seinem Bruder Eberhard 
auf, dem heldenmütigen Herzog Heinrich von Sachsen, mit dem er zwar 
in Unfrieden gelebt hatte, den er aber für den würdigsten von allen Fürsten 
hielt, die Krone zu überbringen. Der treue Bruder gehorchte, und die Großen 
des Reiches stimmten ihm bei. Man sandte Boten an- Heinrich, und diese 
fanden ihn der Sage nach iy^chlichlem Jagdgewande bei seinem Bogelherd 
auf dem Harzgebirge. tEr bekam daher den Beinamen des Vogelstellers. 
Ohne Zaudern folgte Heinrich dem an ihn ergangenen Rufe. Ihm 
gebührte in der That vor allen Zeitgenossen die Krone. Er war an Geist 
und Gaben ein wahrhaftiger König: sein Wuchs war hoch und ehrfnrcht- 
gebietend, seine Gestalt schlank, Brust und Arm von gewaltiger Kraft, sein 
Auge feurig und gebieterisch; er war aber auch weise, vorsichtig, erfindungs¬ 
reich, ein würdiger Nachfolger Karls des Großen. 
Zunächst stellte er im Süden Deutschlands, wo die Herzöge von Schwaben 
und Bayern seine Wahl nicht anerkannt hatten, mit Gewalt und Klugheit d.is 
Ansehen des Kaisers her. Dann aber wandte er alle seine Aufmerksamkeit und 
Kraft auf die gefährlichsten Reichsfeinde, die wilden und heidnischen Magyaren, 
die sich im heutigen Ungarn seit 30 bis 40 Jahren niedergelassen hatten und 
mit ihren räuberischen Streifzügen Deutschland fortwährend beunruhigten. Sie 
waren die schnellsten Reiter, die man jemals gesehen hatte. Aber gerade darum 
konnte Heinrich nicht daran denken, mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln 
diese Feinde zu züchtigen: erst mußte das deutsche Heerwesen völlig geändert und 
gebessert werden. Um also das Reich zu retten, nahm er den Schein der 
Schande auf sich und bewilligte den Ungarn einen jährlichen Tribut, wogegen 
sie sich zu einem neunjährigen Waffenstillstand verpflichteten. Aber diese 9 Jahre 
benutzte er zu einer Rüstung, durch welche die Macht der Ungarn für immer 
gebrochen werden sollte. 
Vor allem sorgte er für die Erbauung fester Burgen und ließ die bedeu¬ 
tenderen Dörfer mit Mauern und Wällen einschließen, um sie gegen die Ein¬ 
brüche der berittenen Feinde zu sichern. Zur Besatzung dieser festen Plätze
	        
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