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25. Luthers Jugend - und Klosterleben.
Kolumbus starb, 69 Jahre alt, in der spanischen Stadt Valladolid.
Sein Leichnam wurde nach Hayti gebracht; die Kette, mit welcher er einst gefes¬
selt war, wurde ihm, wie er verordnet hatte, mit ins Grab gelegt. Der von
ihm entdeckte Erdteil aber erhielt nicht nach ihm, sondern nach dem Italiener
Amerigo, der ihn zuerst beschrieb, den Namen Amerika. Andrä.
25. Luthers Jugend- und Klosterleben.
^sm St. Martini-Abend, welches war der 10. November 1483, ist Martin
Luther zu Eisleben geboren. Sein Vater war Hans Luther, ein Berg¬
mann, wegen seiner Rechtschaffenheit allen braven Männern sehr wert; seine
Mutter Margarete war insonderheit durch Zucht, Gottesfurcht und fleißiges
Gebet ausgezeichnet. Anfangs lvareu Luthers Eltern arm, der Vater war ein
armer Hauer, und die Mutter hat das Holz ans dem Rücken getragen. Nach¬
her aber segnete Gott des Vaters Arbeit und bescherte ihm zu Mansfeld zwei
Schmelzöfen. Sie erzogen ihren Martin zur Furcht Gottes; dabei aber hielten
fie ihn sehr hart. Er sagt selbst: „Mein Vater stäupte mich einmal so sehr,
daß ich ihn floh und ward ihm gram, bis er mich wieder zu sich gewöhnte.
Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut
danach floß; aber sie meinten es herzlich gut." — 14 Jahre alt schickte ihn
sein Vater nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach, wo er seiner
Mutter Freundschaft hatte, damit er es im Lernen weiter bringen könnte, als
in Mansfeld. Daselbst, sonderlich zu Eisenach, hat er den Brotreigen vor den
Thüren gesungen und das Brot vor den Häusern genommen. 1601 ging er
nach Erfurt auf die hohe Schule. Obwohl von Natur ein hurtiger und fröh¬
licher Geselle, fing er alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kir¬
chengehen an, wie denn dies sein Sprichwort war: „Fleißig gebetet ist über
die Hälfte studiert." Einmal, wie er die Bücher in der Universitäts-Bibliothek
fein nacheinander besieht, kommt er über die lateinische Bibel. Da vermerkt
er mit großem Verwundern, daß viel mehr darin steht, als man in den gewöhn¬
lichen Postillen und auf den Kanzeln pflegte auszulegen. Wie er sich im A. T.
umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Geschichte, und
weil ihm dieses neu war, fängt er an von Grund seines Herzens zu wünschen,
unser getreuer Gott wolle ihm einst auch ein solch Buch bescheren.
In großer Angst um seiner Seelen Seligkeit, insonderheit, als ihm sein
guter Freund erstochen ward und ihn ein großes Wetter und greulicher Donner¬
schlag hart erschreckte, so daß er zur Erde niederfiel, ging er 1506 in das
Kloster, um dort mit Mönchswerken Gott zu dienen und die Seligkeit zu erwer¬
ben. Aber obwohl er mit Wachen, Beten, Leseil und anderer Arbeit sich fast
zu Tode marterte, war er doch immer traurig; er würde verzweifelt sein, wenn
ihm Gott nicht in seiner Not einen alten Klosterbruder zugeschickt hätte. Dieser
verwies ihn, als er ihm seine Anfechtungen klagte, auf die Worte: „Ich glaube
an eine Vergebung der Sünden." Es sei nicht genug, im allgemeinen zu glau¬
ben, daß etlichen vergeben werde, wie auch die Teufel glauben, daß dem David
oder Petrus vergeben sei, sondern das sei Gottes Wille, daß jeglicher glaube,
daß ihm vergeben werde.