Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen

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8. Dr. Luther über die Bibel. 
In allerlei Trübsalen, Ängsten und Nöten, geistlichen und leiblichen, 
wenn ich nirgend weiß Hilfe und Trost zu finden, so halte ich mich zum 
Worte der Gnaden; da allein, sonst nirgends finde ich rechten Trost und 
Erquickung, und dasselbige nur reichlich. So wenig man außerhalb Gottes 
Wort zu Gottes und der Wahrheit Erkenntniß und zum rechten Glauben 
kommen kann, so wenig ist Trost und Friede des Gewissens außer dem¬ 
selben Wort zu finden. Und ist das seine Frucht, daß die Christen im 
Glauben und Hoffnung zunehmen, all ihr Thun und Wesen Gott lernen 
vertrauen, und^ alles, was ihnen von nötcn ist an Seel und Leib, von 
ihm gewarten, und die so fest daran halten, werden auch vor unrechter 
Lehr und falscher Heiligkeit behütet. Das Wort Gottes ist der theure 
Schatz, der alle Seligkeit mit sich bringet, beide in diesem und in jenem 
Leben, auch so reichlich, daß wer es hat, auch in höchster Armut und Elend 
fröhlich daran ist, und es um aller Welt Gut nicht gäbe, sondern viel lieber 
alles Dinges, auch des Lebens, entbehrte, und lieber im Tod damit sein 
wollte, denn ohne das im Sans leben. Es ist aber mit Gottes Wort 
nicht zu scherzen. Kannst du es nicht verstehen, so zeuch den Hut vor ihm 
ab. Es leidet keinen Schimpf noch keine menschliche Deutung, sondern 
es ist lauter Ernst da und will geehret und verhalten sein. Derohalben 
hüte dich beileibe, daß du nicht mit deinem Dünkel drein fallest. — Ich 
habe etliche Jahre her die Bibel jährlich zweimal ausgelesen, und wenn sie 
ein großer, mächtiger Baum wäre, und alle Worte wären Ästlein und 
Zweiglein, so hab' ich doch an allen Ästlein und Reislein angeklopft und 
gerne wissen wollen,, was daran wäre, und was sie vermöchten, und alle¬ 
zeit noch ein paar Äpflein oder Birnlein heruntergeklopft. 
9. Lied von der Bibel. 
Wo keine Bibel ist im Haus, 
da sieht's gar öd' und traurig aus, 
da kehrt der böse Feind gern ein, 
da mag der liebe Gott nicht sein. 
Drum Menschenkind, drum Menschenkind, 
daß nicht der Böse Raum gewinnt, 
gib deinen letzten Thaler aus 
und kauf ein Bibelbnch ins Haus! 
Schlag's mit dem ersten Lächeln auf, 
hab' all dein Sehn'n und Sinnen drauf. 
Fang drin die A-b-cschul' an 
und buchstabir' und lies sodann, 
und lies dich immer mehr hinein, 
schlag auf darin dein Kämmerlein, 
und lies dir immer mehr heraus, 
mach dir ein wahres Bollwerk draus, 
und Pflanze still hoch oben drauf 
die allerschönsten Sprüchlein auf; 
hell laß sie flattern, muthig wehn, 
als deine Banner laß sie sehn, 
als deinen Schild drück's an dein Herz 
und halt' dich dran in Freud' und Schmerz. 
O du mein liebes Menschenkind, 
hast du noch keins, so kauf's geschwind, 
und ging dein letzter Groschen drauf, 
geh, eile, flieg und schlag es auf, 
lies mit Gebet und schlag es du 
nur mit des Sarges Deckel zu. 
Des Lesens und des Lebens Lauf 
beginn' und höre mit ihm auf. 
Cl. Harms. 
1V. Der beste Freund. 
1. Der beste Freund ist in dem Himmel, 
auf Erden sind nicht Freunde viel, 
denn bei dem falschen Weltgetümmel 
steht Redlichkeit oft auf dem Spiel. 
Drum Hab' ich's immer so gemeint: 
mein Jesus ist der beste Freund. 
2. Die Menschen find wie eine Wiege: 
mein Jesus stehet felsenfest. , 
Und ob ich gleich darniederliege. . 
mich seine Treu doch nicht verläßt. 
Drum hab' ich's immer so gemeint: 
mein Jesus ist der beste Freund.
	        
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