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Magelhaens 1510 den Welttheil entdeckt hatte, waren es vornehmlich
Holländer, welche später die Entdeckungen erweiterten. Aber erst seit 1770
sind durch den berühmten Weltumsegler Cook diese Inseln bekannter ge¬
worden, und noch immer entdecken Seefahrer in dem ungeheuren stillen
Meere bisher unbekannte Inseln.
Neu Holland, die größte Insel der Erde, ist nicht viel kleiner als
Europa, aber in seinem Innern ein noch wenig bekanntes Land; an den
Küsten erschweren Untiefen und heftige Brandungen das Landen. Nur
die Ostküste, seit 1788 von den Engländern in Besitz genommen und Neu¬
südwales benannt, ist hinreichend bekannt durch ihre Verbrechercolonien und
zahlreiche andere Niederlassungen. Dort sind seit 1851 große Goldlager
entdeckt, und seitdem sind viele Europäer dorthin gezogen. Einförmig wie
das Land ist auch die Pflanzen- und Thierwelt. Die Bäume sind niedrig,
die Wälder von düsterem Ansehen; weite Flüchen von hohem Grase
bedecken den Boden. Das größte Säugethier ist das Känguruh. Es
ist an Größe dem Hirsche, an Gestalt dem Eichhörnchen ähnlich und hat
sehr kurze Vorder- und sehr lange Hinterfüße, so daß es sehr weit springen
kann. Die Vögel haben ein sehr schönes Gefieder, aber wenige sind Sing¬
vögel. Doch gedeihen europäische Getreidearten und Hausthiere sehr gut.
Einige hundert Meilen weit nach Südosten liegt Neuseeland, eine
Doppelinsel mit schönen Ufern, hohen Bergen, dichten Wäldern, rauschenden
Wasserfällen und lieblichen Seen. In den Wäldern findet man eine Art
Eiche, welche erst in einer Höhe von 30 Meter eine Krone bildet und
einen Durchmesser von 4 Meter hat. Sie wird besonders zum Schiffsbau
gebraucht. In dem Boden gedeihen alle Getreidearten und Feldfrüchte
vortrefflich. Berühmt ist auch der neuseeländische Flachs, der in sumpfigen
Gegenden wild wächst. Die Eingeborenen verfertigen daraus Kleider und
Stricke, die alles übertreffen, was bei uns aus Hanf bereitet wird. Wilde
Thiere und Schlangen gibt es nicht; aber die Wälder werden von Vögeln
aller Gattungen durchflattert, deren Farbenspiel und Gesang gleich an¬
ziehend ist.
Die übrigen Inseln sind meist von kleinem Umfange. Häufig liegen
ihrer mehrere beisammen und haben dann einen gemeinschaftlichen Namen.
So liegt etwa 300 Meilen nordöstlich von Neuseeland eine Anzahl Inseln,
die unter dem Namen Gesellschaftsinseln sehr bekannt geworden sind.
Die größte und berühmteste unter ihnen heißt Tahiti. Der Himmel ist
dort fast immer blau und rein, die Luft gesund und angenehm, daß man
kaum einer Strohhütte bedarf. Der Boden ist überaus fruchtbar. Es
wachsen die schönsten Fruchtbäume, besonders der nützliche Brotfruchtbaum;
Berg und Thal prangt in dem schönsten Blumenschmucke. Die Wälder
sind voller Singvögel; Schweine und Hühner sind im Überfluß vorhanden;
das Meer liefert Fische in Menge. Die Einwohner sind große, starke
Leute, von brauner Farbe, mit dunklen Augen und glänzend schwarzen
Haaren. Sie schienen den Fremden fröhlich und gutmütig zu sein, man
sah sie häufig lachen und spielen, aber glücklich waren sie doch nicht; denn
Diebstahl, Lüge, Wollust, Krieg und Mord war unter ihnen recht zu Hause.
Als man in England von ihnen hörte, regte sich in vielen frommen
Herzen der Wunsch, diesen armen Menschen das Evangelium zu senden.
Reiche Geschenke flössen zusammen, so daß man ein eigenes Schiff aus¬
rüsten konnte. Im August 1796 segelte das Missionsschisf mit 30 Missionaren
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