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würdigste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem edlen Glaubens-
helden in der segensreichen Gustav-Adols-Stiftung errichtet.
Andeä.
36. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, wurde
im Jahre 1620 geboren; seine Jugend fällt also in die Zeit des dreißig¬
jährigen Krieges. Als der Knabe sieben Jahre alt geworden war, ließ ihn
sein Vater, der Kurfürst Georg Wilhelm, der Kriegsunruhen wegen in die
schützende Festung Küstrin bringen. Allein fünf Jahre später hatten die
Kriegsverhältnisse einen so bedrohlichen Charakter angenommen, daß selbst
Küstrin nicht mehr sicher schien; man flüchtete mit dem Prinzen daher nach
Pommern. Hier sah er die Leiche seines Onkels, des Schwedenkönigs
Gustav Adolf, als sie gerade eingeschifft wurde, um nach Schweden überge¬
führt zu werden. Der traurige Anblick machte auf das Gemüt des Knaben
einen unauslöschlichen Eindruck. Einige Jahre später bezog er zu seiner-
weiteren Ausbildung die berühmte niederländische Universität Leyden. Von
hier ging er nach dem Haag, der niederländischen Residenz, und ließ sich
von den dort weilenden Gesandten der fremden Mächte in die Staatskunst
einweihen. Dort versuchte man, ihn zu einem üppigen, ausschweifenden
Leben zu verleiten, aber vergeblich; er verließ den Haag und eilte zu seinem
Vetter, dem Prinzen Heinrich von Oranien, welcher gerade die von den
Spaniern besetzte Festung Breda belagerte. Oranien erkannte sofort mit
klarem Blick, daß diese That des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe
sei, und sprach die prophetischen, bedeutungsvollen Worte: „Vetter, ihr
habt einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda eroberte! Ihr habt
das gethan, ihr werdet mehr thun!"
Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm, und nun bestieg
der Prinz den Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war durch
den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. Allein der
junge Fürst verzagte nicht. Zunächst suchte er seinem Lande den Frieden
wiederzugeben; er schloß daher mit den Schweden einen vorläufigen Vertrag,
nach welchem sie nur noch in einigen festen Plätzen seines Landes Besatzungen
halten durften. Dann wirkte er für die Herbeiführung eines endgültigen
Friedens, der auch endlich im Jahre 1648 zu stände kam und dem furcht¬
baren dreißigjährigen Kriege ein Ziel setzte. Die eingetretene Friedenszeit
benutzte der Kurfürst, um in seinem Lande Ordnung zu machen, den wider¬
spenstigen Adel zu bündigen und den darniederliegenden Gewerben auf jede
Weise aufzuhelfen. Er gab zu dem Ende weise Gesetze, die sich trefflich
bewährten. Nebenbei richtete er auch sein Augenmerk aus die Vergrößerung
des Kurfürstentums, und es gelang ihm auch mit Hilfe seines tapferen,
von ihm gebildeten Heeres, sowie durch kluges Verhandeln mit anderen
Fürsten, diesen Zweck zu erreichen. Namentlich erwarb er die große und
wertvolle Provinz Ostpreußen, die seinem Reiche später den Namen geben
sollte, als unabhängiges Herzogtum.
Das hervorragendste Ereignis in dem Leben des großen Kurfürsten
war die Schlacht bei Fehrbellin. Als er nämlich im Vereine mit anderen
deutschen Fürsten gegen die Franzosen ins Feld gerückt war, fielen die
Schweden, durch den französischen König Ludwig XIV. dazu bewogen, in