Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

140 83. Von der Konkurrenz und dem Preise der Waren. 
kennt keinen derselben; allein er prüft ihre Zeugnisse, die sie von früheren 
Meistern erhalten, und gibt nun demjenigen den Vorzug, dessen Zeug¬ 
nisse die besseren sind. 
Ein größerer Bau soll hergestellt werden. Zeichnung und Kosten¬ 
anschlag liegen im Bauamte zu jedermanns Einsicht offen. Die einzelnen 
Arbeiten sollen vergeben werden und es ist hierzu ein Bietungstermin 
anberaumt. Demjenigen unter den Bietern, welcher bei vorausgesetzter 
preiswerter Arbeit dieselbe am billigsten herstellt, wird die Arbeit über¬ 
tragen. In beiden Fällen waren die Beteiligten, welche sich um dieselbe 
Stelle, um dieselbe Arbeit bewarben, unter sich Konkurrenten. Man 
sieht, daß die Konkurrenz da eintritt, wo mehrere die gleiche Dienst¬ 
leistung oder die gleichen Produkte auf demselben Platz anbieten. Die¬ 
jenigen, welche das Angebot machen, nennt man auch wohl Produzenten, 
die Abnehmer oder Nachstagenden Konsumenten. Wo nur einer an¬ 
bietet, besteht keine Konkurrenz. 
Welches sind nun die Wirkungen der Konkurrenz auf die Produ¬ 
zenten und Konsumenten? 
Die Konkurrenz weckt den Wetteifer des Produzenten. Jeder der¬ 
selben will den Vorzug vor dem anderen erhalten, jeder die größere 
Gunst des Publikums erwerben. Zufolge dieses Wettkampfes wird die 
Tätigkeit und Einsicht sämtlicher Produzenten gefördert; jeder muß sich 
bestreben, die Bedürstisse der Abnehmer zu berücksichtigen und ihnen gerecht 
zu werden. Dadurch ruft die Konkurrenz einen großen Trieb zur Selbst¬ 
erziehung und geschäftlichen Ausbildung hervor. 
Besonders bemerkenswert sind die Vorteile der freien Konkurrenz 
für den Konsumenten. Ohne Konkurrenz gibt es keine Auswahl. In 
diesem Fall ist man auf das angewiesen, was gerade geboten wird, ob 
es gut oder schlecht, billig oder teuer ist. Anders verhält es sich bei 
vorhandener Konkurrenz; diese vermehrt die Produktion, also das An¬ 
gebot. Da der Preis der Ware oder der Dienstleistung sich nach dem 
Mehr oder Weniger des Angebots richtet, so bewirkt die Konkurrenz 
billigere Preise. Billigere Preise und gute Beschaffenheit aber sind die 
Forderungen der Abnehmer. 
Mit diesen Vorteilen der Konkurrenz gehen aber auch Nachteile 
Hand in Hand. Die Konkurrenz verschlechtert vielfach die Fabrikate; 
sie drückt in manchen Erwerbszweigen zeitweilig die Preise so tief herab, 
daß der Hersteller kaum mehr dabei bestehen kann; sie führt manchen 
Unternehmer zum Bankrott; sie verleitet häufig zur Anwendung un¬ 
erlaubter, verwerflicher Mittel, sogar oft zu Fälschung und Betrug.
	        
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