518
3. Geschichte der Metallarbeiter.
Und nun hat es bis auf unsere Tage herauf nach jeder Richtung hin eine
Ausbildung erhalten, die zuletzt ins Außerordentliche, Bewunderungswürdige
überging. Die Eisenwerke haben sich nicht nur überall vermehrt, sondern es
wurde auch die Kunst, Eisenerz aus den Tiefen der Erde zu gewinnen und
dasselbe in gutes Eisen darzustellen, durch Mechanik und Chemie zur größten
Vollkommenheit gebracht.
Das uralte Pochen in Mörsern hatte sich bis ins 16. Jahrhundert
fortgeerbt, bis endlich Paul Grommestetter, aus Schwarz gebürtig, das erste
nasse Pochwerk erfand und es 1519 in Joachimsthal anlegte. Ebenso wurde
das Schmelzen verbessert; es geschah nicht mehr in Rennfeuern, sondern in
Hochöfen. Das Bergbauwesen, das bisher nur nach zufälligen Ergebnissen
der Erfahrung betrieben worden war, wurde auf bestimmte wissenschaftliche
Gesetze gegründet. Dies geschah besonders in Freiberg i. S. Hier wurde
1765 eine Bergakademie gegründet, welche fortan die Lehrmeisterin des Berg¬
bauwesens für Europa, ja für die Welt war. Das Schmelzen des Eisens
erfolgte nun mit Steinkohlen und die Eisenproduktion erhielt eine ungeheure
Ausdehnung. Die Kunst das Eisen darzustellen und zu verarbeiten nahm
mit Hilfe der Mechanik und Chemie ebenfalls zu. Das gesamte Eisen teilt
man in Roh- oder Gußeisen und in Stab- oder Schmiedeeisen ein. Vor¬
züglich waren die Fortschritte in der Stahlfabrikation. Das Verfahren,
Stabeisen dadurch in Stahl zu verwandeln, daß man es in anderes ge¬
schmolzenes Eisen eintaucht, ist wohl schon eine mittelalterliche Erfindung
gewesen. Nun aber wurde der Zementstahl oder Brennstahl erfunden und
dann von Huntzmann in Sheffield 1740 der Gußstahl. Man lernte denselben
durch Schweißen zu verstählen, Stahl damaszierenZ, d. h. flammig ätzen
oder mit eingelegtem Gold oder Silber verzieren (Degenklingen), und endlich
gegossenes Eisen zu schmieden und zu löten. Viele Gegenstände, welche sonst
aus Eisen verfertigt wurden, machte man nun ganz oder teilweise von Stahl.
Ferner erfand man Eisen zu Blech zu walzen, anstatt zu schmieden, das
Blech zu verzinnen und zu moirieren, d. h. schöne, glänzende Farben darauf
hervorbringen, Eisen in Draht zu ziehen und Eisen zu gießen. Das Eisen
zu gießen war im Altertum und dem größten Teile des Mittelalters gar
nicht bekannt. Lange waren diese Erzeugnisse roh und kunstlos und be¬
standen fast nur in Kanonen, Kugeln, Ofen, Töpfen u. s. w. Jetzt ist aber
diese Kunst soweit gefördert, daß die mannigfaltigsten Gegenstände gegossen
werden.
Das gesamte Eisenschmiedegewerbe ist durch größeren Reichtum des
Materials, bessere Darstellung desselben immer ansehnlicher und verzweigter
geworden. Neue Zeiterscheinungen, die Umgestaltung des Kriegswesens, die
Einführung der Personenwagen, verlangten eine erhöhte Tätigkeit von ihm.
Nun trat dem Schmiedegewerbe das Maschinenwesen zur Seite. Durch eine
Maschine konnte man die Riesenkraft des Dampfes nach Belieben regieren.
Und zu gleicher Zeit wurden nach und nach eine Menge Maschinen erfunden,
welche die Arbeit des Menschen mit tausendfältig vermehrter Kraft über¬
nahmen, so daß sie nicht nur hämmerten, sägten, bohrten, feilten, drehten,
schnitten sondern Gegenstände, wie Nadeln, Ketten, Schrauben, Bänder u.dgl.,
*) v. damasquine, nach einem in Damaskus erfundenen Verfahren.