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und Märkte in die Städte. Auch erhielt jeder Leibeigene, der in die Stadt zog,
nach „Jahr und Tag" die Freiheit.
6. Heer. Sodann benutzte Heinrich die Zeit des Waffenstillstandes zur
Ausbildung seines Heeres. Zunächst wurde der Heerbann (S. 23) erneuert;
aber das genügte nicht. Um den Ungarn erfolgreich entgegentreten zu können,
mußte Heinrich eine tüchtige Reiterei haben. Darum verordnete er, daß seine
Vasallen mit ihren Dienstlenten von Zeit zu Zeit zu Pferde erschienen; dann
wurden Kampfübnngen in Reih und Glied angestellt. Gewöhnlich bildete
Heinrich 2 Parteien, die gegeneinander fochten. Jede Partei hatte ein gemein¬
schaftliches Abzeichen und eine gemeinsame Kasse, aus der die Gefangenen wieder
eingelöst wurden. „Seitdem verlor der Kriegsdienst zu Fuß allen Glanz und
alle Ehre, ans dem Volksheere tvurde ein Ritterheer, und aus den Kampfübungen
der Reiter gingen allmählich die Turniere oder Ritterspiele hervor."
7. Gründung der Nordmark. (S. Die Mark Brandenburg, II. T. S. l!)
8. Sieg über die Ungarn. 933. Die 9 Jahre des Waffenstillstandes
waren zu Ende. Als nun wiederum die Gesandten der Ungarn erschienen, die
Abgabe einzufordern, verweigerte sie ihnen Heinrich. Racheschnaubend zogen
die Gesandten heim. Bald verkündeten brennende Dörfer den Einfall der Ungar¬
horden. Heinrich rief alle streitbaren Männer zusammen und stellte sich den
Ungarn bei Riade, in der Nähe von Merseburg, entgegen. Den Kriegern voran
schwebte die Fahne mit dem Bilde des Erzengels Michael. Ein kleiner Trupp
von Rittern wurde vorausgeschickt, um die Feinde dicht an das Heer heranzulocken.
Als die Ungarn aber die dichtgeschlossenen Reihen der deutschen Reiter erblickten,
jagten sie eiligst davon, so daß nur tvenige von ihnen getötet oder gefangen
genommen werden konnten. In dem Lager der Ungarn fand man außer den
geraubten Schätzen eine große Anzahl gefangene Deutsche, die nun plötzlich frei
wurden. — So hat Heinrich mit seinem neugeschaffenen Heere die Feinde des
Reiches vertrieben, die Grenzen des Landes erweitert und befestigt und seine
königliche Macht nach innen wie nach außen zur Geltung gebracht. Nicht mit
Unrecht nennt man ihn den „Begründer des deutschen Kaiserreichs".
\S. Otto der Große (936—9?5) und die letzten
sächsischen Kaiser.
1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen
Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf begab er
sich nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu
lassen. Hier setzte er sich ans den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing
von den Fürsten den Huldignngseid. Alsdann begab er sich in den Dom;
dort überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel
mit goldenen Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Öl und setzte ihm
die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard
von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog
von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall
und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen;
der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögens¬
verwalter) die ganze Feier. So viel Leute waren nach Aachen zum Krönungsfeste
gekommen, daß sic in der Stadt gar nicht alle Platz finden konnten, sondern zum
Teil vor derselben in Zelten wohnen mußten.