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Sonnenlicht kämpfte kurze Zeit gegen die dunkeln Schatten der
Höhe; endlich verschwand auch der letzte grelle Schein, glanzlos
und trauernd lag die Erde.
Die ersten Stöße des Windes fuhren heulend an das Haus.
„Ich muß durch den Hof, zum Rechten sehen!" rief Ilse, die Tochter
des Landwirts, band ein Tuch um das Haupt und drang gegen
den Sturm vorwärts zu dem Hofgebäude, in dem die Spritze stand;
sie sah zu, ob die Tür geöffnet und Wasser in den Tonnen war.
Dann eilte sie vorwärts nach den Ställen, während die Strohhalme
in Wirbeln um sie herumfuhren, mahnte die Mägde durch munteren
Zuruf und kehrte nach dem Hause zurück. Sie warf einen Blick
in die Küche und nach dem Herde und öffnete die Tür des Kinder¬
zimmers, um zu sehen, ob alle Geschwister versammelt wären.
Zuletzt ließ sie auch den Hund herein, der an der geschlossenen
Hoftür ängstlich bellte, und trat dann wieder zu den Freunden,
die vom Fenster der Wohnstube in den Aufruhr der Elemente
blickten. Langsam wälzte sich das Wetter näher; eine schwarze
Masse nach der andern schob sich heran, unter ihnen stieg ein fahler
Dunstschleier wie ein ungeheurer Vorgang höher und höher, der
Donner rollte, kürzer die Pausen, wilder sein Dröhnen, der Sturm
heulte um das Haus, jagte zornig dicke Staubwolken um die
Mauern, Blätter und Halme flogen in wildem Tanze dahin.
Während der Donner tobte, ward es plötzlich finster in der
Stube wie bei einbrechender Nacht, und immer wieder wurde die
unheimliche Dämmerung durch den Schein der feurigen Schlangen
zerrissen, die über den Hof dahinfuhren. In der Kinderstube war
es laut geworden; man hörte das Weinen der Kleinen. Ilse ging
an die Tür und öffnete. „Kommt zu mir!“ rief sie. Ängstlich liefen
die Kinder herein und drängten sich um ihre Schwester. Sie faßten
ihre Hände, die Jüngsten klammerten sich an ihr Gewand. Plötzlich
ein Licht, so blendend, daß es zwang, die Augdn zu schließen; ein
kurzer, markerschütternder Krach, der in mißtönendem Knattern
endete. „Das hat eingeschlagen!" rief einer der Freunde besorgt.
„Nicht in den Hof!" versetzte das Mädchen unbeweglich. Wieder
ein Schlag und wieder ein Feuerschein und ein Schlag, wilder,
kürzer, schärfer. „Es schwebt über uns," sagte Ilse ruhig und
drückte das Haupt des kleinen Bruders an sich, als wollte sie ihn
schützen. Hoch aufgerichtet, unbeweglich stand sie da, umringt