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nichts in der Hand, als seine Geige, und in der Angst fängt er an,
da vor dem geöffneten Wolfsrachen alle seine Stücklein aufzuzeigen, die
ihm aber diesmal selber gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolf mußte
aber diese Musik ganz besonders schön und rührend vorkommen, denn
das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen, was wohl, wie bei un¬
seren musikalischen Hunden, wenn sie Sang und Klang hören, gesungen
heißen sollte. Die anderen Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kame¬
raden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein, und
ihr Geheul kam manchmal so nahe, daß das Geigerlein, an welchem
kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden
Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein anderer, auch wohl noch
dritter und vierter Gast zu seinem Bischen Fleisch in die Grube hinein.
Unser Capellmeister in der Wüste guckte indeß einmal übers andere
in die Höhe, ob's noch nicht Tag werden wollte, denn das Geigen war
ihm sein Lebtag noch nicht so lang geworden und so ganz sauer und
niederträchtig vorgekommen, als da vor dem Wolfe, und er hätte lieber
Holz dafür hacken wollen, zwanzig Jahre lang alle Wochentage. Ehe
aber der Morgen kam, waren schon zwei Saiten gerissen, und da es
Tag wurde, riß die dritte, und der Geiger spielte nun bloß noch aus
der vierten und letzten, und wäre die auch noch gerissen, so hätte ihm
der Wolf, der durch das viele Heulen, die ganze Nacht hindurch, nur
noch hungriger geworden war, keine Zeit mehr gelassen zum Wieder¬
aufziehen, sondern hätte ihn dabei aufgefressen. Da kam zum Glück
der alte Jobst, der Jäger, der den Wolf schon von weitem singen,
den Geiger aber in der Nähe geigen hötte. Dieser zog den Capell¬
meister gerade noch zur rechten Zeit von dem hungrigen Wolfe heraus
und erlegte dann diesen. Der Capellmeister ging aber ganz still seines
Weges und nahm sich vor, künftig lieber am Tage und auf geradem Wege
nach Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshause war ihm auch so ganz
verleidet, daß er zu seinen Kameraden sagte, er wollte sich lieber mit
der Nähnadel (denn er war ein Schneider) sein tägliches Brod erzeigen,
und wenn er einmal eins auf Saiten aufspielen wollte, so thäte er's lieber
in der Kirche, als im Wirthshause, denn von dort sei ein gerader und sicherer
Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als vom Wirthshause.
11. Der Maulwurf.
Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maulwurf
das einzige, das seiner Nahrung allein in den dunkeln Gängen unter
der Erde nachgeht. Und an dem einen ist's zu viel, wird mancher
sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit den Maul¬
wurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durchlöchert wird,
und wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier
unter den Wurzeln weidet. Nun so wollen wir denn Gericht halten
über den Missethäter. Wahr ist's und nicht zu läugnen, daß er durch
seine unterirdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und
ihm etwas von seiner Festigkeit raubt. Wahr ist es ferner, daß durch