Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen und sich durch das 
Andenken wohlbestandener Kämpfe beseligt fühlen würden. 
Die Priester, Druiden, wurden, als die Diener der Götter, hoch 
geachtet und waren im Besitz von mancherlei Kenntnissen, auch der so¬ 
genannten Runenschrift. Als die Lehrer, die Weifen, die Ärzte 
des Volkes belehrten sie ihre Schüler über den Lauf der Gestirne, über 
die Größe der Welt und über die Natur der Götter, Menschen und 
aller Dinge. Hauptsächlich suchten sie den Glauben an die Unsterblichkeit 
der Seelen zu befestigen, dadurch die Todesfurcht zu vermindern und 
die Tapferkeit zu befördern. Sie waren auch wohl zugleich die Dich¬ 
ter und Sänger des Volks, Barden und Skalden genannt, die 
das Heldenthum und die Gottheit in kräftigen Liedern feierten, welche 
dann vom Volke bei fröhlichen Gelagen, vor der Schlacht u. s. w. ge¬ 
sungen wurden. In sehr hohem Ansehen standen auch die Priesterinnen 
und Seherinnen, Alrunen, welchen man besonders die Gabe der Weis¬ 
sagung zuschrieb, und die fast göttlich verehrt wurden. 
2. Hermann -er Cheruskerfürst. 
(9 n. Chr.) 
Um die Zeit der Geburt Christi, als Augustus römischer 
Kaiser war, kamen die Deutschen in Gefahr, von den Römern unter¬ 
jocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau war Deutsch¬ 
land unter römische Herrschaft gekommen, und an deren Ufer hatten die 
Römer bereits Colonien (Pflanzorte), Städte und Festungen an¬ 
gelegt. So sind die jetzigen Städte Köln, Koblenz, Mainz, Augs¬ 
burg (d. t. Augustusburg) von den Römern erbaut worden. Man 
führte römische Gesetze ein und behandelte diese Länder als römische 
Provinzen. 
Aber damit begnügte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch 
das Innere der deutschen Wälder erobern. Er schickte darum seinen 
Stieffohn Drusus gegen die Chatten (Hessen), Brukterer, Marsen, 
Ch erusker u. a. deutsche Völkerschaften. Schon war dieser tief ins Land 
gedrungen, als ein riesenhaftes Zauberweib sich vor ihn stellte und 
ihm drohend die Worte zurief: „Wohin noch strebst du, uner¬ 
sättlicher Drusus? Alle unsere Länder möchtest du sehen, 
aber das Schicksal will es nicht. Fliehe von dannen!" Ge¬ 
schreckt wich Drusus zurück, und mit seinem Rosse stürzend, fand er den 
Tod. Vergebens suchte sein Bruder Tiberius diese Völker an sich 
zu locken, und später wurde Varus als Statthalter an den Rhein 
geschickt. Dieser kluge Mann sollte die deutschen Wilden an römische 
Sitten gewöhnen, indem er hoffte, daß sie ihre Freiheit jener Cultur 
opfern würden. 
Varus verlegte sein Hauptlager auf das rechte Rheinufer, brachte 
ihnen allerlei Geschenke und nahm viele in römische Kriegsdienste. Er 
ward aber bald dreister, verlegte sein Lager bis über die Weser ins 
Land der Cherusker und fing, durch Sogest, ein verrätherisches
	        
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