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Königreich Neapel der YeSUV, und auf der Insel Sicilien der Ätna.
Noch interessanter aber ist der Montblank im Herzogthum Savoyen
in Oberitalien, der 45 94"1 über der Meeressläche sich erhebt
und mit ewigem Schnee bedeckt ist — daher sein Name Montblank
(^weisser Berg). Er ist der höchste Riesenberg in ganz Europa.
In den wilden Gebirgsgegenden ist freilich auch in Italien die
Luft ziemlich rauh; aber wie mild, wie warm, wie angenehm weht
sie nicht dagegen auf dem ebenen Lande, besonders gegen das See¬
gestade hin! In den südlichen Gegenden herrscht ein ewiger Frühling;
man glaubt da öfters in dem lieblichsten Garten, in einem Paradiese
zu sein, wo die Natur in ihrer vollen Schönheit prangt, und dem
Menschen nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Es wachsen da auf
freiem Felde Mandeln, Kastanien, Feigen, Ölbäume, Pomeranzen,
Citronen und andere edle Früchte, auch alles Obst, das wir in un¬
sern Gärten finden, doch im südlichen Italien nicht so gut, als bei
uns, weil es dort unsern Obstarten zu heiss ist; ferner Lorbeer*
bäume, Granatäpfel, Johannisbrod und Süssholz. Nie schneit es in
den Thälern des südlichsten Italiens, und noch gegen die Mitte hin ist
der Schnee selten. Ja im Januar kann man die Lazaroni (die
Eckensteher Neapels) und die Landleute auf den Gassen liegend und
ihren Mittagsschlaf haltend finden, wie im Sommer; auf einem Spazier¬
gange kann man dort um Weihnachten in den Fall kommen, einen
Schirm aufzuspannen, um sich gegen die drückende Hitze zu schützen.
Mit zahmen und wilden Thieren ist Italien reichlich versehen.
Man trifft da Rindvieh, Büffel, Pferde, Schafe, Schweine, Ha¬
sen u. s. w. an, wie bei uns, und ausserdem noch Bären, Gemsen,
Murmelthiere und Salamander (eine Art unschädlicher Eidechsen).
Auch fehlt es nicht an Taranteln (eine Art Spinnen) und Scorpionen,
deren giftige Stiche entsetzlich schmerzen und sehr gefährlich sind.
Das schöne Italien ist so stark bevölkert, dass im Ganzen auf
5940 Quadratmeilen 25 Millionen Bewohner kommen, welche sich zur
katholischen Kirche bekennen. Italien bestand früher aus meh¬
reren Staaten. Seit dem Jahre 1859 sind jedoch in Folge eines Krieges
zwischen Sardinien und Österreich, worin die Österreicher durch
französische Hülfe besiegt wurden, auf der Halbinsel gar bedeutende
Veränderungen vorgegangen. Österreich verlor die Lombardei mit
der Hauptstadt Mailand und 1866 auch VkUktlkU mit der Hauptstadt
Venedig, welche an Sardinien übergingen. Der König von Sar¬
dinien setzte sich in den Besitz von fast ganz Italien und führt seitdem
den Titel: „König VOn Italien“. Ausgenommen von dem neuen König¬
reiche Italien sind nur noch: das Herzogthum SdVOyen mit d»r Haupt¬
stadt Nizza, welches an Frankreich abgetreten wurde.
Die Hauptstadt Italiens, zugleich die Residenz des KÖuigS von
Italien und des Oberhauptes der katholischen Kirche, des Papstes,
ist die altehrwürdige Stadt Rom mit etwa 247,000 Einwohnern.
Nächst Rom sind die bedeutendsten Städte: Turin, mit 180,000Einw.—-
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