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das Land einbrachen und mit Feuer und Schwert sich auch Galliens
zu bemächtigen trachteten. Karls Sieg bei Poitiers (732), und
später bei Narbonne (737) über die Muhamedaner setzte ihrem
weiteren Vordringen ein Ziel, befestigte aber zugleich die Macht seines
(des karolingischen) Hauses, die noch durch die Unterwerfung der
Friesen (734) vermehrt wurde. Ihm folgten seine beiden Söhne
Pipin der Kurze und Karlmann, doch zog sich Letzterer
bald in ein Kloster zurück und Erstem- wußte durch die Unterstützung
des Papstes Zacharias und dessen Nachfolger Stephan II. gegen
die Langobarden das Volk und die Geistlichkeit für sich zu gewinnen,
so daß er es wagen konnte, mit Zustimmung beider den letzten Schatten-
könig aus dem merovingischen Geschlechte, Chilperich III., auf dem
Reichstage zu Soissons (752) abzusetzen und ins Kloster zu schicken,
sich selbst aber zum Könige ausrufen zu lassen. Mit ihm beginnt
die Reihe der karolingischen Könige (von 752—911 und 987).
Religion und Verfassung der germanischen Staaten.
Schon frühzeitig hatten die Gothen das Christenthum ange-
nommen, doch bekannten sie sich mehr zu der arianifchen, denn zur
katholischen Lehre. Auch unter die andern germanischen Stämme der
Burgunder, Vandalen und Longobarden hatte sich der Arianis-
mus verbreitet, und nur die Franken waren die ersten, welche sich
dem Katholicisrnns anschlössen; aber die fränkischen Könige bemühten
sich nicht, bei ihren Eroberungen in Deutschland, die Lehre Christi
zu verbreiten, ebensowenig wie die römische Kirche sich um die Aus-
breitung desselben verdient machen konnte, da die römischen Bischöfe
fortwährend von den Longobarden bedrängt wurden. Die Lehre des
Christenthums wurde dagegen von irischen Glaubeusboteu im Innern
Germaniens verkündet, unter denen besonders Winfried oder Boni-
facius (716—754) als eigentlicher Begründer des christlichen Glau-
bens hervorleuchtet. Dieser „Apostel der Deutschen" legte zur Be¬
gründung der christlichen Lchre Kirchen, Klöster und Schulen, ja auch
neue Btsthümer an, die er wie sich selbst dem römischen Bischöfe unter-
ordnete und dadurch wesentlich zu der späteren Macht derselben und
somit des Papstthums beitrug. In seinem heiligen Eifer, das Christen-
thum zn verkünden, legte er sogar die Würde eines Erzbifchofs von
Mainz (fett 745) nieder, um auch die Fries eu zu gewinnen, bei
denen er jedoch den Märtyrertod erlitt.
^ Durch die Eroberungen, welche die Germanen aus dem römischen
Gebiete, machten, wurden die römischen Einrichtungen nur von einzel-
neu Volkerstämmen völlig vernichtet, je nachdem diese von einem arö-
»eren oder geringeren Hasse gegen die Römer erfüllt waren. So
nahmen die Vandalen und Longobarden ihnen alles Land weg, wäh-