90 Mittlere Geschichte. I. Abschnitt. Von 476—814 n. Chr.
507 auch die Westgothen, und gewann das südliche Gallien mit
Ausnahme der Provence, machte Paris zu seiner Residenz, und
nachdem er durch Ränke und Mord seine Verwandten, welche
kleine Herrschaften unter den Franken inne hatten, aus dem Wege
geräumt hatte, vereinigte er alle Stämme der Franken unter
seiner Herrschaft. Seine Söhne eroberten noch Burgund und
Thüringen. - I
I §• 70.
43>te Dstgothen in Italien. — Theodorich der
Große. — Nach Italien kamen, vom oströmischen Kaiser
Zeno aufgefordert, dreizehn Jahre nach dem Untergange des
abendländischen Reiches die Ostgothen unter ihrem Könige
Theodorich, der, in seiner Jugend von seinen: Vater Theodemir
als Geisel nach Constantinopel geschickt, daselbst römische Ein-
richtnngen kennen gelernt hatte. Er schlug Odoaker bei Verona
(daher: Dietrich von Bern), eroberte nach dreijähriger Belage-
rnng dessen Residenz Ravenna und gründete so
493 das ostgothische Reich. Odoaker ergab sich und wurde beim
Siegesmahle getöbtet; Theodorich aber regierte nun mit väter¬
licher Milde und Weisheit bis an seinen Tod (526). — Seine
Tochter Amalasuntha, die nun für ihren Sohn Athalarich re¬
gierte, wurde nach dem Tode desselben von ihrem Vetter Theo-
bat ermordet, und derselbe machte sich zum König. Diese Ge-
legenheit benutzte der Kaiser Jnstinianns, um Italien zu
erobern, indem er sich als Rächer der Amalasuntha aufwarf.
Er schickte deshalb gegen Theodat seinen Feldherrn Belisarius,
der schon 534 das vandalische Reich zerstört und den
König Gelinter gefangen nach Constantinopel geführt hatte.
Vitiges, der Nachfolger des Theodat, wurde nach tapferem
Widerstande nach Ravenna gedrängt und 540 von Belifar als
Gefangener nach Constantinopel gebracht. Auch als Belisarius
bei dem Kaiser in Ungnade gefallen war (Antonina), wurde der
Krieg fortgesetzt, und nach langem Kampfe
554 vernichtete Narses im Bunde mit den Longobarden das".,
ostgothische Reich (Totilas und Tejas). Damit wurde das '
griechische Exarchat in Italien begründet, welches in Oberitalien
von 554—568 wahrte.
§. 71.
Die Longobarden in Italien. - Nachdem Narses
fünfzehn Jahre lang Italien als griechischer Statthalter (Exarch)
von Ravenna verwaltet hatte, soll er selbst, von der Kaisern
Sophia beleidigt, die Longobarden aus Ungarn gerufen haben.
Ihr König Alboin hatte nach Vernichtung des ostgothlschen