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Die nordischen Reiche. Schweden.
III. Der Zug der sogenannten Reformation dnrch Enropa.
1. Die nordischen Reiche.
3. Das Stockholmer Blutbad.
Die skandinavischen Reiche hatten Jahrhunderte laug durch Un¬
ruhen, welche meistens von dem unbändigen Adel und der aus seiner
Mitte hervorgegangenen Geistlichkeit ausgingen, gelitten und in wech¬
selvollen Kriegen einander befehdet. Daher mußten sich auch die drei
nordischen Kroueu die Oberherrschaft der H a n s e a t e n über die Ost¬
see gefallen lassen und denselben große Handelsvorteile einräumen.
Zwarbrachte die dänische KömginMarg aret e (1397) die Union
von Kalmar zustande, durch welche die dänischen Könige auch als
Könige von Schweden und Norwegen anerkannt wurden; allein
Margaretens Nachfolger vermochten selten die Union aufrechtzu¬
erhalten, und der Adel in Schweden mißachtete die königlichen
Befehle gänzlich. Alle Versuche des Untonskönigs Johanns I.
Me Macht der vom schwedischen Adel ernannten Reichsverweser
Sten Sture I. und II. und Swante Stnre zn brechen blieben
erfolglos, und als er im Jahre 1513 starb, war Schweden that¬
sächlich selbständig.
Christian II., Johanns I. Sohn nnd Nachfolger, ein
thatkräftiger und geistvoller, aber zugleich verschlagener und
wankelmütiger Fürst, der sich durch Rachsucht und Blutdurst zu
den empörendsten Greueln hinreißen ließ, setzte die Bemühungen
seines Vaters zur Wiederherstellung der dänischen Herrschaft fort;
doch erst nachdem der tapfere nnd staatsklnge Sten Stnre II.
am 9. Februar 1520 einer in einem Treffen gegen die Dänen
erhaltenen Bunde erlegen, gelang es ihm, durch die eidliche Zu¬
sage einer allgemeinen Amnestie und das Versprechen, nach den
Gesetzen des Landes zu regieren, den schwedischen Adel zur Rück¬
kehr unter seine Herrschaft zu bewegen. Am 4. Nov. 1520 em¬
pfing er zu Stockholm die schwedische Krone, und drei Tage lang
wußte er den in großer Zahl zu den Krönungsfeierlichkeiten er¬
schienenen Adel durch erheuchelte Freundlichkeit und geräuschvolle
Festgelage in vollständige Sicherheit einzuwiegen; am 4. aber
warf er die Maske ab, um den furchtbaren Plan zur Ausführung
zu bringen, durch welchen er feine Herrschaft in Schweden dauernd
zu befestigen hoffte.
Da der Erzbischof von Upsala, Gustav Trolle, wäh¬
rend der Reichsverwaltung Sten Stures II. die Interessen