IX. Die Ebene. 
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das Überschreiten des Stromes erschweren. — Schon früh entstand hier ein 
Kastell in waldiger Umgebung, auf die sein Name glog = Busch hindeutet. Um 
dieses wurde bereits im 13. Jahrhundert ein deutscher befestigter Ort erbaut. 
Er wurde Hauptstadt eines selbständigen Fürstentums und hat eine reiche 
Geschichte durchlebt. In den Kriegen der schlesischen Piasteu gegeneinander, 
besonders aber im Dreißigjährigen Kriege hat die Stadt viel gelitten, die 
seit 1630 Festung war. Auch die Schlesischen Kriege haben ihr mehrfach 
Belagerungen gebracht. 
Noch jetzt ist Glogau ein starker Waffenplatz. Aber durch Hinausschieben 
der Festungswerke nach Osten hin ist es ermöglicht, daß sich die Stadt aus¬ 
zudehnen vermag. Sie weist viele schöne neue Bauten aus. Aus der alten 
Zeit sind infolge vielfacher Brände nur noch mehrere Kirchen erhalten, und 
von den mittelalterlichen Bauten des Schlosses ist nur noch der starke 
Hungerturm vorhanden, in dem Herzog Hans von Sagan 1488 sieben 
Ratsherren verhungern ließ. 
Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges erfreute sich die Stadt 
eines stets wachsenden Wohlstandes, weil sie an der Stelle lag, an der sich 
die wichtigen Straßen nach Polen mit dem Wasserwege kreuzten. Damals 
stand das Tuchmachergewerbe hier in hoher Blüte. Der Friedensschluß 
zu Münster 1648 brachte Glogau eine der drei Friedenskirchen Schlesiens. 
Die Schiffahrt auf der Oder hat sich in der Neuzeit iiumer mehr gehoben, 
und obendrein ist Glogau Kreuzungspunkt zweier Eisenbahnen geworden. 
Damit ist auch sein Verkehr bedeutend gestiegen. 
Unterhalb Glogaus liegen an der Oder Veuthen und Neusatz. 
Beuthcn, zubenannt „an der Oder", ist auch ein sehr alter Ort. Ein 
böhmisches Kastell sperrte hier einst den Übergang über die Oder. Der Ort 
ist in seiner Entwicklung von Glogau überholt worden. Der Strom wird 
zum Betrieb einer großen Mühle und zur Schiffahrt ausgenutzt. 
Ncusalz hat seinen Namen davon erhalten, daß hier Meersalz gewonnen 
worden ist. Die Stadt enthält eine Herrnhuterkolouie und hat infolge 
ihrer regen Fabriktätigkeit bedeutend an Einwohnerzahl zugenommen. Hier 
finden sich einige Eisenhütten, für welche die Erze auf dem Strome billig 
herbeigeschafft werden können, und eine sehr bedeutende Zwirnfabrik. 
Von Neusalz aus setzt sich der alte Flußlauf westlich ins Tal der Ochcl 
fort, die ihn bei weitem nicht auszufüllen vermag. Hier liegen an seinem 
Südsaume Naumburg am Bober und Freystadt. Letzteres treibt Kleinhandel 
und hat für die Umgebung Bedeutung durch seinen Pferdemarkt. Hier steht 
auch eine Gnadenkirche. 
Noch an einem zweiten der alten norddeutschen Flußläuse hat Schlesien 
Anteil, am Warschau-Berliner Tal. Es streift aber nur den nördlichsten Teil der 
Provinz, indem ihm das Tal der Odra und das Odcrtal von der Obramünduug 
abwärts bis zur Bobermündung angehören. Der Charakter entspricht dem des 
Glogau-Baruther Tales. In diesem nördlichen Talzuge liegen Rothenburg, 
Schlesiens nördlichste Stadt, und Läsgcn, Schlesiens nördlichstes Dorf. 
Die Bevölkerung des niederschlesischen Beckens ist durchweg deutsch. 
An der Bartsch ist sie spärlich; sie beträgt da nur 50 Einwohner auf 1 qkm. 
Im Kreise Glogau steigt die Durchschnittszahl der Bevölkerung auf 80, fällt 
aber in den Kreisen Frey stad t und Grünberg wieder auf 65.
	        
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