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Die schlesischen Landschaften. 
Gewinn bringt die Bienenzucht, da die Bienen aus den Blüten des Heide¬ 
krautes gute Nahrung finden. Ohne Fabriktätigkeit und Waldarbeit wäre 
heutzutage die Erhaltung der gesamten Bevölkerung nicht möglich. Frauen 
und Kinder finden obendrein einen guten Nebenverdienst durch das Sammeln 
von Pilzen und Beeren, besonders Blaubeeren, deren Verschleiß ein Zweig 
des Großhandels geworden ist. 
Die Fabrikbevölkerung findet außerdem noch Arbeit in den Holzstoff- 
und Papier-, sowie in den Glasfabriken. Die ersteren sind durch den 
Waldreichtum der Gegend und das gleichzeitige Vorhandensein von Wasserkraft 
bedingt und finden sich darum entlang den Flüssen, z. B. in Wehrau, Klitsch- 
dorf und Sagau am Bober und in Muskau an der Neiße. Glashütten 
sind in der Heide ziemlich zahlreich, des Holzes und Quarzsandes wegen, die 
hier leicht zu haben sind. Wenn auch jetzt die Glasöfen meist gar nicht mehr 
mit Holz, sondern mit Gas geheizt werden, so war doch die erste Anlage 
von Glasfabriken an und in der Heide wesentlich bestimmt durch die Nähe 
des billigen Holzes. Hier und da, z. B. im Kreise Hoyerswerda, werden 
Braunkohlen gegraben. 
Der Mittelpunkt der Glasindustrie ist Penzig au der Neiße. Dieses 
Dorf, das jetzt 6300 Einwohner zählt, hat einen erstaunlich schnellen Auf¬ 
schwung genommen. Die Gründe dafür find: die Nähe der Heide, die Wasser¬ 
kraft der Neiße und die Lage an der Eisenbahn. Glas- und Eisenhütten, 
Holzschleiferen, Schneide- und große Mehlmühlen find hier angelegt worden. 
Selbstverständlich kann in den Heidegebieten keine dichte Bevölkerung 
bestehen. Tatsächlich gehören sie zu den am wenigsten bevölkerten Strichen 
Schlesiens. Im Kreise Hoyerswerda kommen nur 45 Einwohner auf 1 qkm, 
die niedrigste Durchschnittsziffer! Über 50 erhebt sich die Durchschnittszahl 
nirgends erheblich. 
Der Abstammung nach find die Bewohner des überwiegenden Teiles 
deutsch. Zwischen der Neiße und der Schwarzen Elster wohnen 
Wende». 
Es sind ihrer noch etwa 25000, die sich hier mitten zwischen Deutschen 
erhalten haben. Sie wohnen gleich ihren Vorfahren meist noch in Block¬ 
häusern, die mit Stroh gedeckt sind. Das Wohnhaus kehrt seine Schmalseite 
der Straße 51t. Ihm gegenüber liegen die Scheunen, und eine Mauer oder 
hölzerne Tore verschließen das Gehöft. Im Hofe ragt der Ziehbrunnen 
hoch empor. Wie alle Slawen, treiben die Wenden eifrig und geschickt Acker¬ 
bau. Noch halten sie au ihrer Volkstracht fest, die bei den Frauen durch 
ein buntes Mieder und eine eng anschließende Haube mit breiten Bändern 
und einer handbreiten, aufrechtstehenden Spitzenkrause auffällig wird. Die 
Wenden find kirchlich gesinnt; in ihren Grüßen, Redensarten und Haus- 
gewohnheiten zeigt sich eine altvererbte Frömmigkeit. Trotzdem lieben sie 
Gesang und Tanz. 
Eine Reihe größerer und kleinerer Orte von Wichtigkeit liegt dem Saume 
der Heide entlang. 
Die Orte mi der Heide 
sind auf der einen Seite von fruchtbarer, oft welliger Gegend umgeben, die 
an Naturschönheiten nicht arm ist, auf der andern grenzt an sie die weite,
	        
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