Führende Kolonialmächte.
halbinsel. Für die Zukunft rechnet es auf das unter türkischer Herrschaft arg verwahr—
loste Tripolis, das für den Karawanenverkehr nach dem S von Bedeutung ist.
Belgien ist jüngst durch Übernahme des Rongostaats aus dem Privatbesitz seines
Rönigs zur Kolonialmacht geworden. Der Kongostaat ist wegen seiner Unzugänglichkeit
von der Küste her infolge der Katarakte des Hauptstroms trotz eifrigen Bahn- und Straßen⸗—
baus noch wenig erschlossen; auch die Bevölkerung wird durch rücksichtslose Ausnutzung
hart bedrängt. Die Ausfuhr besteht in Kautschuk, Elfenbein, Palmöl und Palmkernen.
Die führenden Rolonialmãchte
suchen ihren kolonisatorischen Aufgaben nach allen Richtungen hin gerecht zu werden.
Diese bestehen in der Einrichtung einer geordneten und gerechten Verwaltung, in der
Ansiedelung weißer Rolonisten, in der sittlichen und wirtschaftlichen hebung der Ein—
geborenen, in der Entwicklung sämtlicher Verkehrsmittel, in der Förderung der Einfuhr
heimischer Industrieerzeugnisse, in der planmäßigen Ausnutzung aller in der Rolonie
ruhenden wirtschaftlichen Kräfte und in der Schaffung einer zum Schutz des Mutterlandes
und der Überseegebiete wehrhaften Kriegsflotte. Vielfach zeigt sich auch, besonders in
Frankreich, das Bemühen, das Mutterland nebst seinen Kolonien zu einer fest in sich ge—
schlossenen Wirtschaftsgemeinschaft auszugestalten, so daß man sich gegenseitig Lebens—
mittel, Rohstoffe und Fabrikate (unter Ausschluß fremder Waren) zu Vorzugspreisen
liefert. Das Bestreben Deutschlands ist deshalb darauf gerichtet, in den noch unabhängigen
Gebieten der fremden Erdteile den Grundsatz der „offenen Tür“ zu wahren, um dem
deutschen Kaufmann freie handelstätigkeit zu ermöglichen (China, Marokko).
England hat durch die Gunst seine Insellage als See- und Rolonialmacht alle
Wettbewerber überflügelt. Es verfügtüber einen Kolonialbesitz von dreifacher Größe Europas
mit einem Viertel der gesamten Menschheit auf Erden. Durch vorbildliche Verwaltung
sind die Kolonien wirtschaftlich hoch entwickelt und mit dem Mutterland eng verknüpft.
Der Schwerpunkt der britischen Kolonialmacht liegt in Britisch-Indien, Südafrika,
RKanada, Australien und ägypten.
Indien ist das Juwel in der Krone Großbritanniens. Dieses Treibhaus der Erde“
führt nächst Amerika die meiste Baumwolle aus und bringt reiche Erträge an Tee,
Weizen, Reis, Jute, Kaffee, Simmet, Opium, Teakholz, Perlen und Edelsteinen zur Aus—
fuhr. Die Fabriktätigkeit (Maschinen und Textilindustrie) ist unter Verwertung der heimischen
Erz⸗ und Kohlenlager in raschem Aufschwung begriffen. Ein dichtes Eisenbahn- und Tele—
graphennetz dient dem regen Handelsverkehr. Doch zeigt sich in den Kreisen des gebildeten
Indertums vielerorts Abneigung gegen die englische Herrschaft.
Australien und Neuseeland nehmen durch die Ausfuhr von Schafwolle, häuten
und Fleisch eine wichtige Stellung ein. Dazu gehört ersteres zu den ergiebigsten Gold—
ländern der Erde. Die Insel Tasmanien liefert Wein, Südfrüchte und Obst. Britisch—
Südafrika (Napland, Natal, Oranje- und Transvaal-Kolonie, Rhodesien) kommt vor
allem wegen seiner Bodenschätze in Betracht: Diamanten, Silber, Kupfer und Steinkohlen;
in der Goldförderung steht es an erster Stelle. Außerdem gelangen Wolle, Felle, Straußen—
federn, Südfrüchte und Wein zur Ausfuhr. RKanada ist ein Zukunftsland und vorläufig
durch seinen Reichtum an Hholz, See- und Süßwasserfischen sowie Pelzen bemerkenswert.
ägnypten, durch englisches Verdienst ein reiches Kulturland, liefert Baumwolle, Datteln,
Rohrzucker und Getreide (Weizen, Reis, Mais).
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