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Zunächst lag in diesem Landstrich die größte uno in jeder Beziehung 
wichtigste Stadt des Landes, die Hauptstadt Jerusalem. Als Re¬ 
sidenz der jüdischen Könige, als Großstadt war sie durch tausend 
Fäden auch mit der Bevölkerung der Landschaft verknüpft, der Sitz der 
Behörden, der größten Gewerbsthätigkeit, der Hauptort des Binnenhandels. 
Dazu warf der Zwischenhandel bedeutende Erträge ab, die mittelbar und 
unmittelbar der ganzen Bevölkerung des Landes zugute kamen (s. S. 4.) 
Die Hauptquelle der Volkskrast und des Wohlstandes der Bevölkerung 
lag aber in dem Umstande, daß Judäa der Sitz der Priest er Herr¬ 
schaft und Gottesverehrung war, das Land, welches das größte 
und Nationalheiligtum, den Tempel, barg. Der Tempel war 
das Herz, zu dem alles jüdische Blut in den regelmäßig wiederkehrenden 
Festzeiten auch aus den fernsten Gegenden des In- und Auslandes zurück¬ 
strömte. Schon in festlosen Zeiten war ein reges Leben in dem Heiligtume. 
Der Zudrang der Opfernden, der vielseitige Dienst der Leviten im Tempel, 
die betenden und opfernden Priester, die zahlreichen Gelehrten und Phari¬ 
säer mit ihren Streitreden in den Schulen und 480 Synagogen, die 
Stellung und Wirksamkeit des „hohen Rats", das alles blieb nicht ohne 
Einfluß aus Leben und Denkart der Bewohner in Jerusalem und Judäa. 
(Die Anzahl der Priester in Jerusalem und Judäa wird allein auf 20000 
veranschlagt.) Vollends bei Festzeiten wogte es im Tempel und in Jeru¬ 
salem, in den Städten und Flecken Judäas von Pilgern und Fremdlingen. 
Bis 3 Millionen Pilger will man zu manchen Festen in Jerusalem ge¬ 
zählt haben. 
Diese Zustände bildeten die hauptsächlichste Nahrungsquelle der Be¬ 
wohner Judäas. Vom Zustrom der Pilger lebten sie großenteils; das 
Heiligtum war für sie nicht nur die Stätte der Andacht und Gottesver¬ 
ehrung, sondern auch die Quelle reichen irdischen Segens. Und je weniger 
ihnen ihr ödes Land selbst bot mit seinen unfruchtbaren Hochflächen, um 
so mehr verehrten und hüteten sie ihr Heiligtum. Ihre Hochebene war 
die feste Hochburg des Judentums. Die Fremdherrschaft war hier mehr 
verhaßt als anderswo im gelobten Lande. Diese Landschaft war stets im 
Gähren und nötigte die Römer zur Anlage zahlreicher Festungen. Stets 
war die Bevölkerung aus den Bergen und Ortschaften bereit, auf den Ruf 
schwärmerischer Priester oder Volksführer zum Kampf gegen die Unterdrücker 
loszubrechen. Im Gegensatz zu deu Naturkindern Galiläa's und den Sa¬ 
maritern kannte die Bevölkerung Judäa's nur eine Vorstellung: Jehovah 
und den Tempel, und sie war fest überzeugt, daß Jehovah nicht lange 
mehr das Pochen der Heiden dulden, sondern die Macht der Kinder Abra- 
ham's auf den ganzen Erdkreis ausdehnen werde. 
3. Städte und Flecken. 
Jerusalem, d. h. Wohnung des Friedens, die „hochgebaute, heilige Stadt", 
die Hauptstadt des gelobten Landes und glänzende Residenz der Könige David 
und Salomo, war zur Zeit Christi noch eine bedeutende Stadt mit etwa 100000 
Einwohnern. Heute ist sie nur der Schatten ihrer früheren Größe, eine Provin¬ 
zialstadt von ungefähr 34000 Einwohnern. 
a. Lage. Jerusalem liegt 25 km vom Toten Meer, 55 km vom Mittel¬ 
meer (Joppe) auf einer reizlosen, unwirtlichen, kahlen, 650 m hohen Felsenzunge.
	        
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