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Meilen zurück, kommen sie aber in die Atmosphäre, die etwa 1 000 000'
mal so dicht ist als der Äther, so muß sich ihr Lauf verlangsamen,
und ihre Bewegung in Wärme umsetzen. Dabei werden sie glühend
und deshalb sichtbar, etr. § 41. Auf gleiche Weise erklärt sichs,
daß auch die Einzelkörper anderer Ringe glühend und sichtbar werden,
sobald sic unsere Atmosphäre schneiden. Nimmt ein kosmischer Körper-
feinen Weg in bedeutender Höhe durch dieselbe, so entrinnt er der Erde
und setzt jenseits der Atmosphäre seinen Weg fort. Führt aber die
Richtung seiner Bahn ziemlich nahe am Erdbälle vorbei, so wirkt die
Attraktion der Erde so gewaltig auf ihn, daß er auf die Erde herab¬
stürzen muß. Unsere Atmosphäre schneidende, glühend und sichtbar-
werdende kosmische Körper nennt man Sternschnuppen, auf die Erde
herabstürzende aber Meteorsteine*) oder Aerolithen**).
Da der Sternschnuppenfall am 10. August jedesmal ca. 6 Stunden
anhält, braucht die Erde 6 Stunden, um durch den Angustring hin¬
durch zu kommen, und da sie in 1 Sekunde ca. 4 Meilen zurücklegt,
so muß der Augustring 6 . 60.60.4 Meilen oder ca. 86 400 Meilen
dick sein.
Der Novemberring wird von der Erde in der Zeit vom 11.—13.
November durchschnitten; er ist durch fast vollendete Zerstreuung des
Tempelschcn Kometen entstanden, der 1866 vom Astronomen Tempel
in Marseille entdeckt wurde und sehr klein ist, weil er sich bereits fast
ganz aufgelöst hat. Die große Axe dieses Ringes mißt 400 Millionen,
die kleine 180 Millionen Mellen. Der Komet und die über den Ring
zerstreute kosmische Materie vollenden ihren Umlauf in 33 Jahren.
Man hat beobachtet, daß der Sternschnuppenfall in den Tagen vom
11.—13. November in 3 aufeinander folgenden Jahren ein außer¬
ordentlich reicher ist, (Olmstedt und Palmer glauben, in 9 Stunden
24000 Meteore gesehen zu haben), in den 10 darauf folgenden Jahren
wesentlich schwächer ausfällt (wobei er in jedem nachfolgenden Jahre
immer ärmlicher erscheint als im vorhergehenden), und in den dann
kommenden nächsten 20 Jahren fast ganz versiegt. So war er 1833—35
und 1866—68 prachtvoll, 1836—45 und 1869—78 wurde er schwächer,
und 1846—65, sowie seit 1879 war von ihm kaum etwas zu spüren.
Hieraus darf man wohl schließen, daß der Tempelsche Komet sich noch
nicht zu einem gleichmäßigen Ringe aufgelöst, daß sich vielmehr nur
erst ein ganz geringer Teil seiner Masse über seine ganze Bahn ver¬
streut hat, während die Hauptpartie z. Z. noch einen verhältnismäßig
dichten Schwarm bildet, der 3 Jahre Zeit braucht, die Erdbahn an
einer Stelle zu kreuzen. An ihn müssen sich selbstverständlich noch
andere Massen anschließen, die um so lockerer oder weniger dicht ge¬
lagert sind, je weiter sie sich hinter dem Hauptschwarme befinden.
Schon 126 n. Chr. trat nach Le Verriers Berechnung jene kosmische
'0 Meteor — Lufterschemung.
**) Aer — Luft. Lithos — der Stein.