Full text: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

Der Weltkrieg 1914/17. 5 
heer der Russen in Südpolen entgegenzutreten. Ein zweites, nur aus deutschen Truppen 
bestehendes Heer sollte unter dem Befehl des Generaloberst von Mackensen die in der 
Gegend von Thorn vordringenden russischen Streitkräfte schlagen und sodann dem 
Hauptheer der Feinde in die Flanke fallen. Mitte November begannen die Russen 
ihren groß angelegten Angriff. Ihre gegen Thorn vordringenden Truppen erlitten 
jedoch bei Wloclawec am 13. und 14. November eine empfindliche Niederlage, und 
zwei Armeekorps, die ihnen zu Hilfe eilen wollten, wurden zwei Tage später bei Kutno 
entscheidend geschlagen. Darauf schwenkte die Armee Mackensen von Süden ab und 
bedrohte den rechten Flügel der russischen Hauptmacht. Zu gleicher Zeit stieß das 
Hauptheer der Verbündeten gegen die Russen vor. Ab es fast gelungen war, einen 
großen Teil der feindlichen Armee bei Lodz einzuschließen, zogen die Russen von Süden 
und Osten Hilfskräfte heran, so daß nun ein Teil der deutschen Armee eingeschlossen 
war. Aber unsere tapferen Krieger sprengten den feindlichen Ring, schlugen sich in 
einer Nacht durch, nahmen sogar ihre Verwundeten mit, machten 12000 Gefangene 
und erbeuteten viel Kriegsmaterial. Anfangs Dezember gingen die Deutschen zum 
allgemeinen Angriff über. Am 6. Dezember besetzten sie Lodz, die größte Industrie— 
stadt in Polen, schlugen dann die Russen bei Lowitsch und drangen siegreich bis in die 
Nähe von Warschau vor. Hier hatte der Feind unter geschickter Benutzung des Ge— 
ländes Schützengräben aufgeworfen und bezog nun befestigte Stellungen, so daß sich 
ein langwieriger Stellungskampf entwickelte, der große Opfer forderte. 
V. dDie Eroberung Belgiens. Am 4. August rückten die Deutschen in Belgien 
ein, um von Norden aus in Frankreich einzufallen. Bereits am 7. August wurde 
Lüttich im Sturm genommen, nachdem die starken Forts durch die 42-Zentimeter— 
geschosse der großen deutschen Mörser zum Schweigen gebracht worden waren. Beim 
weiteren Vordringen in das Land gestaltete sich der Kampf sehr blutig, weil auch die 
Zivilbevölkerung zu den Waffen griff und unsere Truppen oft aus dem Hinterhalt 
überfiel. Nach der Besetzung von Brüssel und der Eroberung von Namur wandten 
sich die Deutschen gegen das stark befestigte Antwerpen, das nach zwölftägigem 
Kampfe am 9. Oktober eingenommen wurde. Von der Besatzung gerieten nur 5000 
Mann in Gefangenschaft; der größte Teil war vor der Übergabe ausgezogen und wurde 
nun eifrig verfolgt. Unter dauernden Kämpfen besetzten die Deutschen Gent, Brügge 
und Ostende und drangen bis zum Merkanal in Flandern vor, wo sie am 30. Oktober 
auf heftigen Widerstand stießen, der zu äußerst blutigen, langwierigen Kämpfen führte. 
VI. Die Kämpfe in Frankreich. a) Vordringen der Deutschen bis in die 
Nähe von Paris. Beim Beginn des Krieges wurden Versuche der Franzosen, in 
Elsaß-Lothringen einzudringen, vereitelt. Unterdessen waren 5 deutsche Armeen von 
Norden her in Frankreich eingerückt und drängten den linken Flügel der französischen 
Armee bis über das Flüßchen Aisne zurück. Der deutsche Kronprinz siegte bei 
Longwy und eroberte diese Festung am 26. August. Die Generalobersten von Bülow 
und von Hausen schlugen 8 Armeekorps zwischen Sambre und Maas. General— 
oberst von Kluck brachte den englischen Hilfstruppen unter General French bei Mau— 
beuge eine Niederlage bei und machte bei der Einnahme dieser starken Festung 40 000 
Gefangene. Am 1. September wurden 10 französische Armeekorps zwischen Reims 
und Verdun zurückgeworfen, und am 6. September standen deutsche Truppen bereits 
50 km östlich von Paris. 
b) Stellungskämpfe im Norden und Osten Frankreichs. Unterdessen 
hatte der französische Oberbefehlshaber Joffre im Innern Frankreichs sehr starke 
Truppenmassen zusammengezogen und nötigte nun die Deutschen, am rechten Ufer
	        
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