Full text: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

III Pflanzenkunde. 
Das Maiglöckchen wird durch den Wurzelstock zu einer ausdauernden 
anze. 
Hüllblättchen am Wurzelstock und am Grunde der Laubblätter. 
Sie bewahren die Ausläufer und die Laubblätter beim Durchbrechen der Erde 
vor Verletzungen, sie schützen die Blätter und die Blütenstengel aber auch gegen 
die Kälte und vor dem Vertrocknen. 
4. Warum die Hüllblätter nur an der Spitze grün sind. Nur da, 
wo das Tageslicht einen Pflanzenteil trifft, wird dieser grün. Ohne Licht bleiben 
Blätter und junge Stengel weiß und blaß. Im Keller treibende Kartoffeln, 
Rüben, auch Blumenstöcke, die dort den Winter über stehen, zeigen im Frühjahre 
blasse Sprosse. Nur im Licht kann sich in den Blättern der grüne Farbstoff 
entwickeln; weil er sich in allen Blättern findet, hat man ihn Blattgrünsgenannt. 
Ohne Blattgrün sind die Pflanzen krank, bleichsüchtig und sterben ab. Denn 
das Blattgruün ist sehr wichtig für das Gedeihen der Pflanzen. 
5. Wegen ihres köstlichen Duftes sind die Maiglöckchen ein Handels— 
gegenstand geworden. Sie werden im großen angebaut in Gärten, aber 
auch auf Feldern. Durch den Anbau werden die Blumen meist größer und 
kräftiger als im Walde. Warum? Jetzt ziehen die Gärtner in ihren Ge— 
wächshäusern zu allen Jahreszeiten blühende Maiglöckchen; um Weihnachten 
muß man für einen Blütenstengel 10, auch 20 Pfennig zahlen. 
4. Die Herbstzeitlose. 
1. Woher sie ihren Namen hat. Im Herbste, wenn andre Pflanzen Früchte 
tragen, blüͤht sie, und ihre Früchte reifen erst zur Zeit des Frühjahrsblüten— 
schmucks der Wiese. Im September und Oktober entfaltet sie auf den abge— 
mähten Wiesen ihre blaurosafarbenen Blüten. 
2. Die Blüte. Die sechs Blütenhüllblätter bilden unten eine lange Röhre. 
An ihnen stehen sechs Staubblätter. Aus dem Grunde der Blüte wachsen 
drei lange Griffel hervor; der Fruchtknoten steckt tief in der Erde neben der Wurzel, 
wohl geborgen vor Frost. Insekten sind die Bestäuber. Sie finden tief unten 
an den Staubfäden Honig. 
3. Die Frucht. Die Blütenhülle stirbt nach der Befruchtung ab. Der Frucht— 
knoten aber ruht bis zum nächsten Frühjahr, da beginnt er zu wachsen. Sein 
Stengel, der erst ganz kurz war, streckt sich und hebt die Kapsel hervor zwischen 
den drei saftigen Blättern, die der zwiebelähnlichen Knolle entsprießen. 
A4. dDie Herbstzeitlose, eine Giftpflanze. Alle Teile der Pflanze sind giftig, 
besonders aber die dunkelbraunen, runden Samen, die zahlreich in der drei— 
fächerigen Kapsel im Frühjahr zur Reife kommen. Da es vorkommen kann, 
daß mit dem abgemähten Grase frische Blätter und auch reife Samenkapseln 
der Herbstzeitlose von gierigen Kühen verzehrt werden und schwere Vergiftungs— 
erscheinungen hervorrufen, so muß die Pflanze durch Ausheben der Wurzel— 
knollen, die allerdings sehr tief in der Erde stecken, ausgerottet werden. 
Verwandte. Zu den Liliengewächsen (er weißen Lilie, Feuerlilie) gehören 
viele Zwiebelgewächse (Gold- und Milchstern, Hyazinthe, Kaiserkrone, Küchenzwiebel,
	        
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