Full text: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

Naturlehre IV 
3. Man füllt ein Probierglas zum Teil mit Fleisch-⸗ und Knochenresten und 
verschließt es mit einem Korke, durch den eine Brennröhre führt. Erwärmt man 
das Glas, so entweichen durch die Röhre brennbare Gase. Hält man über 
die Flamme ein trockenes Trinkglas, so beschlägt es. Der brennende Wasser— 
stoff hat sich mit dem Sauerstoffe zu Wasser verbunden. Der Rückstand ist 
schwarze Knochenkohle. Der Kohlenstoff bildet einen Bestandteil 
aller Pflanzen- und Tierkörper. Er tritt zutage, wenn man sie 
unvollständig verbrennt. 
L 
b) Entwicklung in der Natur. 1. Bohrt man einen Stab in den sump— 
figen Grund eines Teiches, so steigen Blasen empor. Mit Hilfe eines Trich— 
ters kann man dieses Sumpfgas in einer Flasche auffangen. Es ist farblos 
und brennbar. Die Luftart entsteht, wo Pflanzen verkohlen. Sie strömt 
aus den Offnungen in der Rasendecke der Meiler und findet sich als Gruben— 
gas in geschlossenen Räumen der Kohlenlager. Wird eine solche Höhle ge— 
öffnet, so vermischt es sich mit atmosphärischer Luft. Dadurch entsteht ein 
Knallgas (S. 91), das sich an den Grubenlampen der Bergleute leicht ent— 
zündet. Dann entladen sich die gefürchteten „schlagenden Wetter“. 
2. Die Pflanzen bestehen hauptsächlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer— 
stoff. Verwesen sie in freier Luft, so entstehen wie beim Verbrennen Kohlen— 
säure und Wasserdampf. Diese Gase verschwinden, da sie in die Atmosphäre 
übergehen. Wenn aber die Zersetzung bei völligem Luftabschlusse stattfindet, 
dann gehen die drei Stoffe untereinander Verbindungen ein. Wasserstoff und 
Kohlenstoff bilden Sumpfgas. Aus Wasserstoff und Sauerstoff entsteht 
Wasser. Kohlenstoff und Sauerstoff verbinden sich zur Kohlensäure. 
Da aber bei diesen Gasbildungen der Kohlenstoff nicht vollständig verbraucht 
wird, bleibt er als unverwesliche Kohle zurück. 
Der Corf ist die jüngste Kohle. An ihm sind die Pflanzenreste noch deut— 
lich erkennbar. Er entsteht noch heute aus Moosen, Heidekräutern und Gräsern. 
Sie bilden auf stehenden Gewässern einen Rasen, der an den Ufern beginnt 
und nach der Mitte weiterwächst. Auf ihm entwickeln sich im folgenden Jahre 
neue Triebe, welche die vorjährige Decke unter das Wasser drücken. Mit jedem 
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