Full text: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

582— Geschichte. 
der Alpen tagte, und weil man dort gleich im Anfang feindlich gegen die Pro— 
testanten auftrat. Darauf erklärte der Kaiser die beiden Fürsten für Rebellen und 
begann gegen sie einen Krieg. Man nennt ihn den Schmalkaldischen Krieg, weil 
er gegen die Häupter des Schmalkaldischen Bundes gerichtet war. Die beiden 
evangelischen Fürsten hatten ihre Heere in Süddeutschland vereinigt. Mehrere 
Städte waren mit ihnen im Bunde. Der Kaiser hatte es verstanden, die meisten 
evangelischen Fürsten vom Kriege fernzuhalten; er selbst aber war auf den Krieg 
wenig vorbereitet. Es wäre leicht gewesen, ihn zu besiegen. Man zögerte jedoch 
so lange, bis er seine zerstreuten Truppen gesammelt hatte. Als die verbündeten 
Fürsten zum Angriff schreiten wollten, fiel der junge Herzog Moritz von Sachsen, 
ein Vetter Johann Friedrichs, in dessen Land ein. So hatte es der arglistige Kaiser 
mit ihm verabredet. Als der Kurfürst von Sachsen von dem Einfall in sein Gebiet 
hörte, brach er schnell mit seinem Heere auf, um sein Land zu retten. Der Kaiser 
wurde nun im Süden bald mit seinen Feinden fertig und verfolgte den Kurfürsten. 
Bei Mühlberg in Sachsen kam es zur Schlacht. Der Kurfürst wurde besiegt, ver— 
wundet und gefangen genommen. Der Kaiser verurteilte ihn zum Tode, schenkte 
ihm jedoch das Leben, als er einen großen Teil seiner Länder an Moritz von 
Sachsen abtrat. Johann Friedrich behielt nur die Herzogtümer Weimar und Eise— 
nach für sich und seine Nachkommen. Philipp von Hessen ergab sich nun auch dem 
Kaiser und wurde lange Zeit gefangen gehalten. 
16. Der Augsburger Religionsfriede (1555). Nachdem der Kaiser die Pro— 
testanten besiegt hatte, bestimmte er, wie es einstweilen in ihren Ländern mit der 
Religion gehalten werden sollte. Er ließ wenig von der evangelischen Lehre be— 
stehen. Die Städte im Norden Deutschlands aber trotzten ihm. An ihrer Spitze 
stand Magdeburg. Moritz von Sachsen erhielt den Auftrag, diese Städte zu strafen. 
Er belagerte sie jedoch nur zum Schein; denn er zürnte dem Kaiser, weil sein 
Schwiegervater, der Landgraf Philipp von Hessen, noch immer gefangen gehalten 
wurde. Auch fühlte er sein Gewissen dadurch beschwert, daß er seine Glaubens— 
genossen verraten hatte. Plötzlich wandte er sich offen gegen den Kaiser. Nur mit 
Mühe konnte dieser sich über die Alpen retten. Er hatte nun erkannt, daß er die 
Protestanten in Deutschland nicht besiegen konnte, ließ die gefangenen Fürsten 
frei und schloß den Augsburger Religionsfrieden, der den Protestanten gestattete, 
im Deutschen Reiche ihre Religion frei auszuüben. Bald darauf legte Kaiser 
Karl V. seine Krone nieder, erbaute sich in Spanien neben einem Kloster ein Haus 
und starb dort 1558. 
17. Die Reformation in der Schweiz und in andern Ländern. In derselben 
Zeit als Luthers Lehre in Deutschland verbreitet wurde, trat Ulrich Zwingli in 
der Schweiz als Reformator auf. Schon vor Luther hatte er gegen manche Miß— 
bräuche in der katholischen Kirche gepredigt. Als er darauf Prediger in Zürich wurde, 
trat er offen mit seiner Lehre hervor. Er gründete sie auch allein auf die Heilige Schrift, 
wich aber in einigen Punkten von Luthers Lehre ab, besonders in der Abendmahls— 
lehre, weil er das heilige Abendmahl nur als ein Erinnerungsmahl an den Tod Christi 
gelten ließ. Der Landgraf Philipp von Hessen wollte eine Einigung zwischen den 
beiden Reformatoren herbeiführen und sorgte dafür, daß sie zu einem Religions— 
gespräch in Marburg zusammenkamen. Zwingli war zur Einigung bereit; Luther
	        
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