14 B. Besondere Landschaftskunde.
Westpreußischen verstärkt und mündet nach einer.Laufstrecke von 105 Km bei Usch in die
Netze. Zuweilen richtet sie im Frühjahr durch Überschwemmungen nicht unbedeutenden
Schaden an (Schneidemühl 1888). Auf ihrer untern Laufstrecke ist sie schiffbar.
Die Drage entspringt auf der pommerschen Seenplatte aus einem See 8 Km s. von
Polzin, durchfließt den Dratzig- und Groß-Lübbesee und mündet nach einem im wesent¬
lichen nordsüdlichen Laufe von 1(>5 Km unterhalb Kreuz in die Netze. Ihr Unterlauf
bildet die Grenze zwischen Posen und Brandenburg und ist bis 29 km aufwärts schiffbar.
2. Das Nctzebruch. Als im Jahre 1772 der Netzebezirk an Preußen
kam, bot das Tal der Netze einen ganz anderen Anblick dar, als heute. Trägen
Laufs wälzte sich die Netze durch ein schlammiges, an stehendem, übelriechendem
Wasser reiches Bruchland voller Schilf- und Rohrdickicht und Weidengestrüpp.
Große Mengen von Sumpfvögeln, als Kraniche, Rohrdommeln, Reiher, Störche,
wilde Gänse und Enten, Wasserhühner und Kiebitze, hatten hier ihr heimat¬
liches Reich. Auf unsicher» Pfaden beschritt der beutelustige Fuchs die weite
Bruchwildnis. — Alljährlich sich wiederholende Überschwemmungen machten
jede Beackerung und Bepflanzung des Bodens unmöglich. Die Ausdünstungen
der Brnchländereien waren der Gesundheit von Menschen und Vieh schädlich,
erzeugten Snmpffieber und Viehseuchen.
Friedrich der Große wandte nach Beendigung des Bromberger Kanal-
baues der Entwässerung der Brnchländereien seine ganz besondere Fürsorge
zu. Er ließ den Lauf der Netze regeln und diese bis Rakel schiffbar machen,
zog zahlreiche deutsche Ansiedler ins Land, welche die Entwässerung der
Bruchländereien mit Erfolg in Angriff nahmen, den gewonnenen Boden urbar
machten und daselbst Ansiedlungen und Dörfer errichteten. Heute erblicken
wir an der Netze ausgedehnte, üppige Wiesen, große, ergiebige Torflager
und fruchtbare Äcker. Die Hauptnahrnugsquelle der Bewohner ist die Vieh¬
zucht. Daneben wirft aber auch der Torfstich nennenswerten Gewinn ab.
Die Bevölkerung ist fast durchweg deutsch. Nicht selten findet man darunter
recht wohlhabende Leute.
3. Die Höheuräudcr. Das Netzebruch ist zu beiden Seiten von Hügel¬
land begleitet, das in der Regel in steilen Böschungen zum Talgebiet der
Netze abfällt. Die n. Höhen gehören zum Südrande des baltischen Land¬
rückens; die s. sind Ausläufer der Posener Platte und des Seengebiets der
obern Netze. Diese Höhenränder bestehen entweder aus zusammenhängenden
Höhenzügen mit zahlreichen schönen Flußquertälern (Lobsonka!), oder bilden
ansehnliche Berggrnppen, wie die Eichberge bei Wirsitz und die „Posener
Schweiz" bei Kolmar. Die gemischten Waldungen und schönen Laubwälder,
wie sie bei Rakel, Wirsitz, Friedheim, Kolmar und Usch anzutreffen sind,
bilden den schönsten Schmuck dieser Hügelreihen. — Die Fruchtbarkeit des
Hügellandes nördlich und südlich vom Netzebrnch läßt häufig sehr viel zu
wünschen übrig. Der Hohensand ist vorherrschend und bildet in einzelnen
Teilen der Kreise Czarnikau und Filehne weite Strecken unfruchtbaren Ödlandes.
Doch haben Fleiß und gute Bodenbearbeitung auch in den sandreichen Hügel¬
ländern bereits ertragsfähigen Boden geschaffen. Die Volksdichte bleibt in
allen Kreisen dieser Nordbezirke unserer Provinz unter dem Provinzialmittel.
(Filehne 43 E. ans 1 <jkm.) Die Bevölkerung ist in den Östbezirken über¬
wiegend polnisch und katholisch, in den Westkreisen mehr als zur Hälfte
deutsch und evangelisch. Mehrere Kleinbahnen erschließen die Nordvstbezirke
des n. Hügellandes.