b) in den
W.-Alpen.
IV. Ent¬
wicklungs¬
geschichte
der Alpen.
1. Urzeit.
2. Paläozoische
Zeit.
3. Mesozoische
Zeit.
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II. Die außerdeutschen Länder Europas.
Auch in den W.-Alpen ist ein Längstal mitten in die kristallinischen
Alpen gebettet; hier fließen Rhone und Rhein auseinander, wie Rienz
und Dran in den O.-Alpen; doch ist die Wasserscheide durch den Gebirgs-
block des St. Gotthard deutlich gekennzeichnet. Das einheitliche Längs¬
tal zieht sich an seinen Gehängen hinauf und wird zwischen Rhone und
Rhein streckenweis vom Oberlauf der Reuß benutzt. Sie biegt im engen
Quertal des Urner Lochs nach N., ebenso die Rhone nach NW., der
Rhein nach N. um; er durchfließt den Bodensee, die Reuß den Vierwald¬
stättersee, die Rhone den Genfersee. Rhone und Rhein müssen dann noch
das vorgelagerte Juragebirge durchbrechen.
In den ältesten Zeiten deckte die Stelle in der Erstarrungskruste
der Erde, wo sich jetzt die Alpen erheben, ein lveites Meer, auf dessen
Grund sich die Schiefer bildeten, die als kristalline Schiefer in Gemein¬
schaft mit altem Gneis und Granit, Erstarrungsgesteinen, jetzt die Haupt¬
massen der kristallinen Alpengesteine ausmachen. In der paläozoischen
Zeit scheint dagegen im Gebiet der W.-Alpen ein Land bestanden zu
haben, auf dem lebendiger Vulkanismus furchtbar tätig war; denn um¬
fangreiche Porphyrmassen kommen viel, im Meer abgelagerte paläozoische
Schichtgesteine jedoch gar nicht vor. Dafür sind sie in den Ostalpen vor¬
handen. Hier mag ein tiefes Meer zwischen langgestreckten Jnselzügen
gebrandet haben; tonige Ablagerungen erhärteten an seinem Boden zu
Stein. Zwischen sie gerieten abgestorbene Krebs- und Schattiere und an
den seichten Küstenrändern auch Reste von gewaltigen Landpflanzen, die
in die See hinausgetrieben waren. Vulkanische Ausbrüche fanden in diesem
vorzeitlichen Archipel, der den Sunda-Inseln geähnelt haben wird, eben¬
falls statt und schufen gewaltige Porphyrdecken. In den langen meso¬
zoischen Zeiträumen fanden durchgreifende Veränderungen statt. Das
w. Festland tauchte teilweis in seichtes Triasmeer, schaute aber noch immer
mit anderen Landstrecken aus ihm heraus; stärker waren die Senkungen
des Bodens im O., wo wahrscheinlich alles Land unter Wasser geriet
und in sehr tiefem Triasmeer sich die mächtigen Kalkmassen der künftigen
Nördlichen und Südlichen Kalkalpeu bildeten. Korallen erbauten damals
die gewaltigen Riffe der gegenwärtigen Dolomiten. Die Jura- und
Kreidezeit ließ das Land im W. immer weiter in den Meeresgrund hinab¬
sinken, während im O. bereits neues Land auftauchte. Hochgebirgskalke
der Schweizer und französischen Alpen, die in tiefem Jurameer abgelagert
sind, fehlen den O.-Alpen so gut wie deren Triaskalke und Dolomite
den W.-Alpen. Immerhin kam es auch im O. noch zur gleichförmigen
Ablagerung von Jura- und Kreidekalken; aber besonders in den n. Ost-