§ 5. Rußland.
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russen auf der südwestrussischen Platte vom Don nach den Karpaten.
Aus den Kleinrussen sind die Kosaken hervorgegangen, ursprünglich eine
Grenzhut, angesiedelt an der Kniebiegung des Dnjepr, um die Einfälle
räuberischer türkischer Reitergeschwader von der Krim her in die klein¬
russische Heimat abzuwehren. Im Weichselgebiet wohnen die römisch-
katholischen Polen. Den Raum vom mittleren Njemen bis zur mitt¬
leren Breite des Rigaer Busens nehmen im S. Litauer, im N. Letten
ein, beide den Slawen nächstverwandt. Jene waren früher mit den
Polen zu einem Staat vereint, deshalb römisch-katholisch; diese sind
meist protestantisch, weil die deutschen Ansiedler in diesem Küstenland
der Ostsee den Protestantismus einführten und die Schweden, die in der
Neuzeit lange die sämtlichen ö. Gestadeländer der Ostsee beherrschten,
überall dort diesem Bekenntnis Vorschub leisteten. Auf die Letten folgen
bis ans Weiße Meer finnische Völker, die zerstreut auch im nö. Ru߬
land bis ans Wolga-Knie wohnen, z. B. im äußersten NO. die mit
ihren Renntieren nomadisierenden Samojeden. Ähnlich unter die
Russen verstreut, wohnen im SO. voni Wolga-Knie bis in die Krim
türkische Stamme, zwischen Dnjestr und Pruth hauptsächlich Rumänen.
Deutsche zählt man in einzelnen Städten, besonders in denen der Ostsee-
Provinzen s. vom Finnischen Busen sowie in Petersburg und in den
neueren südrussischen Kolonien zusammen gegen 2 Mill., Juden 5 Mill.,
am meisten in Polen, demnächst unter den Kleinrussen, weil beide Völker
wenig zum Handelsbetrieb geneigt und befähigt sind, die Juden daher
als Händler um so besseren Verdienst fanden.
Die Großrussen hatten, ursprünglich dem Meere fern, nur die VII. Staat.
Mitte Rußlands inue, und bei ihnen gründeten aus Südschweden ge¬
kommene skandinavische Germanen, die Waräger Russen, den russischen
Staat; die Kleinrussen waren den Polenkönigen untertan geworden. Unter
Führung der Großfürsten von Moskau (daher Moskowiter genannt)
begannen sie gegen Ende des Mittelalters das Joch der Mongolen-Khane
abzuschütteln, die mit türkischen Reiterscharen im 13. Jahrhundert durch
die gebirgsfreie „Völkerpforte" am N.-User des Kaspischen Meeres aus
Asien eingedrungen waren und alles unter ihrer Knute unfrei gemacht
hatten. Die vorher an der mittleren und unteren Wolga bestehenden
Khanate wurden nun dem Moskowiterreich unter seinem „Zaren" ein¬
verleibt. Peter der Große eroberte (um 1700) die schwedischen Ostsee¬
provinzen außer Finnland und brachte dadurch zum erstenmal sein Volk
auf der ihm allein offenen Straße, dem Meer, in Verbindung mit abend¬
ländischer Bildung; auf dem Festland war es von ihr noch durch das
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