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II. Die autzerdeulschen Länder (Europas.
IV. Ober¬
flächenformen.
V. Ent¬
wässerung.
gegenwärtigen Meeresspiegel, während das Gewirr der Schären-Inseln
nur der Rest von festländischen Erhebungen ist, deren Zwischenräume jetzt
überflutet sind. Es ist sehr möglich, daß stärkere Belastung des Landes
mit Eis diesen Teil der Erdrinde einst hinabdrückte, so daß die Küstenlinie
hochrückte, während bei Entlastung von Eismassen das Landgebilde wieder
aufstieg und die Strandlinie sank. — Nur äußerlich durch den gegen¬
wärtigen Stand des Meeresspiegels an die skandinavisch-sinnländische
Scholle angeschweißt ist im s.Schweden die viereckige Landschaft Schonen,
eine Halbinsel für sich an der Landmasse Gotland, die ihrerseits im NW.
vom norwegischen Bergland durch Kattegat und Skager-Rak abgetrennt ist,
doch im N. mit Svealand zusammenhängt. Schonen ist ein Stück des
Tieflandes, das zum Teil von der Ostsee überflutet ist, zum größeren
Teil die Oberfläche der dänischen Inseln und das n. Deutschland bildet.
Vom äußersten N. bis zum Kap Lindesnäs wird Skandinavien
also von einem Massengebirge vorwiegend ans Gneis durchzogen. Es ist
dem Umfang nach das allermächtigste Gebirge Europas, denn es deckt
einen doppelt so großen Raum wie die Alpen. Norwegen ist fast ganz
von ihm erfüllt. Landschaftlich eindrucksvoll erscheinen aber nur die
Steilgehänge nach den Tälern und der Küste zu; die Oberflächen sind
wellige Ebenen (Fjelde). Unfern der ozeanischen Küste der Halbinsel
liegen die bedeutendsten Erhebungen; gegen SW. nimmt die anfangs
geringe Höhe der einzelnen Gebirgsmassen allmählich zu, und, wo vom
äußersten W. Norwegens der geweihähnliche Sogne-Fjord fßögne-fjörj,
dessen größte Tiefe 1240 m beträgt, weit gegen O. einschneidet,
erhebt sich nahe seinen innersten Spitzen auf den Jotunfjelden^ der
Gipfel des Galdhöpig sgalhö-pigs^ mit 2500 m des höchsten Berges
von Nordenropa. In Schweden senkt sich das skandinavische Massen¬
gebirge viel sanfter ab zur Ostsee-Flachküste ohne Fjorde; s. von der
Breite Kristianias ist Schweden eine gebirgsfreie Tiefebene oder doch
nur Hügelland.
Die sehr zahlreichen Flüsse, deren Täler in die skandinavische
Gebirgsmasse einschneiden, sind flößbar, aber nirgends schiffbar, weil sie
bis gegen ihre Mündung hin ein zu starkes Gefälle, oft selbst nahe der
Mündung noch Wasserfälle haben. Die vielen schwedischen Flüsse (Elfe
silwes), die vom Tornea-Els an der Abdachung nach dem Bottnischen
Busen folgen, durchfließen hänsig schlauchförmig gestreckte Seen, wie sie
in Gebieten alter Vergletscherung hänsig sind. Die größten Seen liegen
1 Vom norwegischen jotun [jotun] = Riese und fjeld [fjei] = Gebirge. —
2 d h. Galdhöhen-Pik.