Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Osten und Norden weniger bevölkert als der Westen und Süden. So kommen 
auf 1 qkm in Pommern durchschnittlich 52, in Mecklenburg-Strelitz sogar nur 
35 Menschen, während z. B. in Baden 114 Menschen auf 1 qkm wohnen. Am 
dichtesten wohnen die Menschen in all den Landstrichen beisammen, wo sich ein 
großartiges Jndustriewesen entwickelt hat, also im Königreiche Sachsen (252 auf 
1 qkm) sowie in der Rheinprovinz und in Westfalen. Etwa 3 Millionen der 
Bewohner Deutschlands sind Nichtdeutsche. 2*/2 Millionen hiervon gehören dem 
Stamme der Slaven an. Sie wohnen im östlichen Preußen (Polen) und im 
Königreiche Sachsen (Wenden). Der Rest verteilt sich ans Franzosen in Lothrin¬ 
gen, Litauer in Ostpreußen und Dänen in Nord-Schleswig. Dem Bekenntnis 
nach sind ^/3 Evangelische und V3 Katholiken. Juden sind im Osten Preußens, 
in Hessen und im Elsaß am stärksten vertreten. 
2. Beschäftigung. Unter den Nahrungszweigen ist der wichtigste die Land¬ 
wirtschaft. Kartoffeln werden in keinem Lande Europas soviel gebaut als in 
Deutschland, und Roggen wird nur in Rußland in noch größern Mengen ge¬ 
erntet als bei uns. Zuckerrüben werden aber in Deutschland soviel gebaut, daß 
es das erste Zuckerland der ganzen Erde ist. Obst und Wein gewinnt man 
vorzugsweise in den geschützten Thalstrecken des Rheins, des Neckars, des Mains 
und der Mosel. Ein Viertel des deutschen Bodens ist mit Wald bedeckt. Die 
Viehzucht blüht hauptsächlich in den wiesenreichen Marschgegenden (Oldenburg, 
Friesland) und in den Gebirgsgegenden, wie in den schwäbischen und bayrischen 
Alpen. Auch der Bergbau ist in Deutschland recht lohnend. Edle Metalle ge¬ 
winnt man zwar nur wenig, desto größer aber ist die Ausbeute an Kohlen und 
Eisen, Kupfer, Zink und Salz. Steinkohlen findet man hauptsächlich in den 
Rheinlanden, in Schlesien und im Königreich Sachsen. Hier hat sich daher ein 
großartiges Fabrikwesen entwickelt. Die Bewohner dieser Landstriche nähren sich 
hauptsächlich durch Handel und Gewerbe. 
3. Einfuhr und Ausfuhr. Seitdem die Maschine in allen Gewerben den 
Handbetrieb verdrängt hat, ist das Großgewerbe fast überall zur Herrschaft ge¬ 
langt. Mit Hilfe der Eisenbahnen werden die Rohstoffe für die Fabriken herbei¬ 
geschafft, so besonders Baumwolle, Wolle, Holz, Tabak, Leder, Seide u. s. w. 
Alle diese Rohstoffe werden in den verschiedensten Fabriken verarbeitet und daun 
zum Teil wieder an das Ausland verkauft. Ausgeführt werden z. B. baum¬ 
wollene und wollene Kleiderstoffe, Tuche, Strümpfe, Schürzen, Leinenzeuge, Zucker, 
Bier, Maschinen, Kanonen, Gewehre, Säbel, Messer, Scheren, Blechwaren, Baud, 
Samt, Spielwaren u. s. w. Infolge der dichten Bevölkerung aber ist der Be¬ 
darf an Getreide und Fleisch in Deutschland so groß, daß das Land ihn nicht 
zu decken vermag. Es werden daher große Mengen Getreide ans Ungarn, Rußland, 
Rumänien, Nordamerika, Indien u. a. Ländern eingeführt. 
Europa. 
A. Allgemeines. 
1. Lage. Nächst Australien ist Europa der kleinste Erdteil (10 M. qkm; 
370 M. Einwohner); doch nimmt er hinsichtlich der Bildung und Gesittung seiner 
Bewohner die erste Stelle ein. Folgende Ursachen sind es besonders, denen Europa 
diese seine hohe Weltstellung verdankt. Es ist von 3 Erdteilen umlagert und
	        
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