Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Eisenrost, so erhält man schwarze Tinte. Die Tinte, die von den Galläpfeln unsrer 
einheimischen Eiche zubereitet wird, erweist sich aber wenig brauchbar. Man be¬ 
nutzt zur Bereitung der Tinte vielmehr die Gallen der in Kleinasien wachsenden 
Knoppereiche, die außerordentlich reichhaltig an Gerbsäure sind. Auch in der Rinde 
der Eiche ist viel Gerbsäure enthalten; diese gebraucht man zum Gerben des Leders. 
Nachdem der Lohgerber die Häute von Fleisch- und Fettteilen gereinigt und ent¬ 
haart hat, werden sie mit der Lohe (d. i. in der Lohmühle gemahlene Eichenrinde) 
in einer etwa 3 in tiefen Grube aufgeschichtet. Dann füllt man die Grube mit 
Wasfer, das der Lohe die Gerbsäure entzieht. Die Gerbsäure dringt nun in die 
Poren der Felle ein, verbindet sich mit dem tierischen Leime zu einer unauflös¬ 
lichen Masse und verwandelt so die weichen Häute in zähes Leder. 
77. Der ^liegeiipil). 
1. Name. Stiel und Hut. Fliegenpilz heißt er, weil er als Fliegengift 
dient. Wurzel, Blüten und eigentliche Blätter suchen wir bei ihm vergebens. Man 
unterscheidet an ihm nur 2 Hauptteile: Stiel und Hut. Beiden fehlt die grüne Farbe. 
Der Pilz bildet nämlich kein Blattgrün. Er muß daher auch als Schmarotzer 
leben. (S. 203.) Der Hut hat zuerst die Form einer Kugel und ist mit einer 
weißen Schutzhaut überzogen. Mit dem fortschreitenden Wachsen lösen sich aber die 
Ränder vom Stiele los, und der Pilz erhält die Form eines Regenschirms oder eines 
Hutes. Er bildet so einen Schirm zum Schutze für die Sporen auf seiner Unterseite. 
2. Sporen. An der Unterseite des Hutes bemerkt man eigentümliche Blättchen 
(Lamellen). Schneide den Hut ab und lege ihn mit der Unterseite auf ein Blatt 
Papier! Du findest am nächsten Tage weiße Stäubchen auf dem Papiere. Sie haben 
zwischen den Blättern gesessen. Man nennt sie Sporen. Das sind einfache Zellen, 
die so fein wie das feinste Mehl sind. Sie werden leicht vom Winde verweht 
und von Menschen und Tieren eingeatmet. (Die Sporen mancher sehr kleiner Pilze 
sind die Ursachen verschiedener ansteckender Krankheiten, z. B. der Diphtheritis.) 
3. Fadcngeflecht. Jede Spore bildet sich zu einem kleinen Schlauche aus. 
Dieser verzweigt sich und durchwuchert spinnwebenartig als eine weißliche, schim¬ 
melartige Masse den Boden. Man nennt dieses Gewebe das Fadengeflecht oder Pilz¬ 
lager. Dieses ist der eigentliche Körper der Pflanze; es vertritt auch die Stelle der 
Wurzel. Das, was wir Pilz nennen, ist weiter nichts als der Fruchtträger, worin 
sich die Sporen entwickeln. Bei trockner Witterung kann ein solches Fadengeslecht 
jahrelang unverändert in der Erde ruhen, ohne Stiel und Hut zu treiben. Tritt 
aber warmes, feuchtes Wetter ein, so entwickelt sich der Pilz in wenigen Tagen. 
78. Eßbare Pilze. 
Einige Pilze enthalten viel Nahrungsstoff und können gegessen werden. Dahin 
gehören z. B. der Pfifferling, der Champignon, der Steinpilz, die Morchel, die 
Trüffel u. a. Wer aber Pilze zum Essen sammeln will, muß sie auch genau 
kennen, da er sonst leicht die unschädlichen mit den giftigen verwechseln kann. (Die 
Ansicht, daß ein silberner Löffel beim Kochen der giftigen Pilze schwärzlich an¬ 
laufe, bei den eßbaren aber nicht, ist durchaus unrichtig.) 
79. Schlußbetrachtung. (Blattabfall und Streudecke.) 
1. Die meisten unsrer Waldbäume verlieren im Herbste ihre Blätter. Die 
Saugwurzeln stellen ihre Thätigkeit ein. Die Blätter verwelken. An der Stelle, 
wo sie sich nachher loslösen, bildet sich eine neue Zellenschicht, die sich, sobald sie 
dick genug ist, in zwei lose zusammenhängende Querwände teilt. Diese lockern 
sich zuletzt so sehr, daß die Blätter durch ihre eigne Schwere vom Baume fallen.
	        
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